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■ KommentarEnde offen  Bis zum Sturz Milosevic' ist es noch ein langer Weg

Unmutsbekundungen aufgebrachter Volksmassen werden immer erst dann von den Regierenden zur Kenntnis genommen, wenn sie vor deren Haustür stattfinden. Das ist in der Ukraine und Rumänien so, wenn halbverhungerte Minen- oder Bergarbeiter zum Marsch auf die Hauptstadt blasen. In Jugoslawien ist es nicht anders.

Die Hoffnung der serbischen Opposition, in Belgrad unter Bündelung des gesamten Protestpotentials im Lande zum ultimativen Schlag gegen Miloševic ausholen zu können, ist so gesehen verständlich. Glaubt man Bundesaußenminister Joschka Fischer, ist der Coup geglückt. Er hält die Kundgebung für einen großen Erfolg. Und sieht in der Massenpräsenz ein klares Indiz für den Wunsch der Serben nach demokratischen Veränderungen und der Rückkehr ihres Landes in die internationale Gemeinschaft.

Angesichts des Ablaufs der Belgrader Großdemonstration vom Donnerstag bleibt schleierhaft, woher Fischer diese Interpretation hat – sieht man einmal von der organisatorischen Leistung der Veranstalter ab, mitten in der Urlaubszeit Tausende Provinzler mit Bussen nach Belgrad zu karren. Der Wunsch der Serben nach Integration und Demokratie galt so uneingeschränkt allenfalls bis zum Ende der Demonstration vom Winter 1996/97. Nach dem Kosovo-Krieg sieht die Lage anders aus: Immerhin sind Bomben keine besonders gute Empfehlung für die westliche Wertegemeinschaft. Hinzu kommt, dass wohl die wenigsten Serben zwischen ihrer persönlichen Misere und der Politik der ethnischen Säuberungen, für die ihr Präsident steht, einen direkten Zusammenhang herstellen.

So dürfte es sich bei der Großdemo mehr um einen allgemeinen Ausdruck des Unwillens als um den Beginn eines gemeinsamen Kampfes für ein konkretes, politisches Ziel gehandelt haben. Mit Blick auf die selbsternannten Spitzen der Opposition erstaunt das kaum, denn die haben nach wie vor nur ein Ziel: die möglichst öffentlichkeitswirksame Austragung ihrer persönlichen Machtkämpfe. Solange diese andauern und die Erarbeitung wirklicher Alternativen unterbleibt, kann halb Serbien nach Belgrad eskortiert werden – real ändern dürfte sich wenig. „Wir werden bis zum Ende gehen“, hat Zoran Djindjic auf der Demo verkündet. Was dann kommen soll, ließ er offen. Er wird wissen, warum. Barbara Oertel

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