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KommentarÖkonomie gegen Ökonomie ■ Flughafengegner klagen auf Schadensersatz

Heute wird sich kaum noch jemand an einen Baum ketten wie vor knapp zwanzig Jahren, als gegen den Bau der Startbahn 18-West des Frankfurter Flughafens gekämpft wurde. Und auch eine blutige Nase wird sich niemand mehr holen beim Kampf mit Polizisten im Wald. Dennoch wehrt sich die Region massiv gegen den Flughafenausbau: aber anders als damals. Möglicherweise sogar intelligenter – und deshalb vielleicht erfolgreicher.

Ökonomie gegen Ökonomie heißt die neue Parole. Ökologische Argumente – wie etwa der unverantwortliche Kahlschlag im Bannwald – werden nur noch als „Hilfsbeweismittel“ herangezogen, um gegen die geplante Landebahn Nord zu protestieren. Die neue Taktik: So teuer wie nur möglich soll der Flughafenausbau werden und damit unbezahlbar.

Verkehrte Welt der Strategien: Während die Union im hessischen Landtagswahlkampf 1999 mit ihrer Unterschriftenkampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft „die Straße“ mobilisierte und so eine Aktionsform der außerparlamentarischen linken Opposition kopierte, gehen die Gegner des Flughafenausbaus ganz bürgerlich vor. Demnächst nimmt alles seinen ordentlichen juristischen Gang.

Tausende von Haus- und Grundbesitzern in der Region werden gegen jede Ausbauvariante vor den Verwaltungsgerichten klagen. Und die Kommunen gleich mit – durch alle Instanzen. Die Erfolgsaussichten sind groß: 67 Dezibel würde die permanente Lärmbelastung für mehr als 85.000 Menschen betragen, wenn die Ausbauvariante Süd kommt; 20.000 Menschen wären betroffen nach dem Bau einer Landebahn Nord. Wenn jeder der betroffenen Hausbesitzer auch nur 100.000 Mark zugesprochen bekäme, ginge das in die Milliarden. Hinzu kommen die Umsiedlungskosten für die Einwohner von Zeppelinheim (Variante Süd) oder Eddersheim (Variante Nord).

Wer soll das bezahlen? Der Steuerzahler vielleicht? Anteilseigner der Flughafen AG sind nämlich noch der Bund, das Land Hessen und die Stadt Frankfurt. Angesichts der Kosten wird die Zahl der Ausbaugegner auch außerhalb der Region rapide steigen; und die Flughafen AG wird sich vielleicht endlich um Alternativen zum Ausbau kümmern müssen. Ökonomie schlägt Ökonomie. Und die Ökologie profitiert davon – vielleicht.

Klaus-Peter Klingelschmitt

Bericht Seite 7

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