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KommentarWeiblich, rot, jung gesucht

■ Warum Hamburgs Sozialdemokraten ein Nachwuchsproblem haben

Das haben sie sich so schön vorgestellt, und jetzt stellen sie fest, dass sie schöngeredet haben. Die Verjüngung der Hamburger SPD wollte Parteichef Jörg Kuhbier einleiten, und deshalb überlässt der 59-Jährige seinen Chefsessel am nächsten Freitag dem 43-jährigen Olaf Scholz. So weit, so gut.

Doch der Rücktritt von Schulsenatorin Rosemarie Raab (53) offenbart das Nachwuchsproblem der Sozialdemokraten an der Elbe in aller Deutlichkeit. Ihren Platz nimmt die 50-jährige Ute Pape ein, und für sie übernimmt die 43-jährige Dorothee Stapelfeldt den Ehrenvorsitz in der Bürgerschaft. Auch noch gut.

Wer aber bloß soll Stapelfeldt in ihren zwei Spitzenämtern nachfolgen? Mit der Antwort auf diese Frage tut sich die SPD schwer. Die Generation der 30- bis 45-Jährigen ist dünn gesät in der Partei. In der Fraktion stellt sie gerade mal ein Fünftel, zwei Drittel der Abgeordneten sind über 50, fast genau so viele sind männlich. Schuld daran sind die Grünen, zu denen vor zwei Jahrzehnten viele „der Besten“ gegangen sind, wie führende Sozialdemokraten einräumen. In der GAL-Fraktion ist dementsprechend ein einziger Abgeordneter über 50, und Frauen sind dort in der Mehrzahl.

Diesen Aderlass der achtziger Jahre hat die SPD bis heute nicht kompensiert. Von Attraktivität für JungwählerInnen und Nachwuchsförderung war in den vergangenen Jahren zwar durchaus die Rede, wirklich getan wurde dafür aber fast nichts.

Letzter Ausweg wäre eine Stellenanzeige: Weiblich, rot, jung verzweifelt gesucht.

Sven-Michael Veit

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