Kommentar: Unverzichtbar legitim
■ Warum es zwei richtige Meinungen über die Atommüll-Transporte gibt
Dreierlei Ansichten gibt es über Castor-Transporte, und eine – wenigstens das ist sicher – ist falsch. Die der Atomkonzerne nämlich, dass ihr Treiben wichtig und richtig, gut und sicher sei. Und dann gibt es noch zwei zutreffende Einschätzungen, die jedoch, so will es scheinen, das Manko haben, miteinander unvereinbar zu sein.
Transporte abgebrannter Brennstäbe aus AKWs zur Wiederaufarbeitung und Rücktransporte des Atommülls ins Zwischenlager Gorleben seien der politische LeiderLeider-Preis für den vereinbarten Atomausstieg. Es gebe nur diesen oder keinen. So lautet die realpolitische Sicht, der es in ihrer grauen rot-grünen Nüchternheit an jeglichem Charme gebricht.
Um wie viel sympathischer und mitreißender wirken da Forderungen nach sofortiger Stilllegung aller Reaktoren, dem Stopp sämtlicher Transporte, der Beendigung des Plutoniumkreislaufs und der unverzüglichen Vorlage von Konzepten für eine auf Jahrhunderte sichere Endlagerung der strahlenden Reste. Das klingt nach Zielen und Kampfesmut, nach Einsatz und Enthusiasmus, nach Revolution statt Evolution. Das klingt nach Alles oder Nichts. Eben.
Und doch sind beide Ansichten in ihrer immanenten Logik richtig, tatsächlich aber sind sie zwei Seiten derselben Medaille. Ohne Anti-Atom-Bewegung wäre selbst das jetzige – unbefriedigende, keine Frage – Ausstiegsszenario nicht erreicht worden, ohne weiteren täglichen öffentlichen Druck würde nicht einmal dieses realisiert werden.
Proteste und Aktionen sind nicht nur legitim, sie sind unverzichtbar. Sven-Michael Veit
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