Kommentar: Zielgenaue Verfolgung
■ Warum der Kampf gegen Schwarzarbeit mit Augenmaß geführt werden muss
Mit der Jagd auf illegale Verdiener ist das so eine Sache: Einerseits gehen dem Staat durch Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung Millionen Mark an Steuern verloren. Die würde er vermutlich eher zum Nutzen der Allgemeinheit einsetzen als der einzelne Schwarzgeldempfänger, der sich das nebenbei verdiente Zubrot lieber selbst in die Tasche steckt.
Da sind beispielsweise auch die Krankenkassen, die wir alle finanzieren, und das auf Kosten einiger, die da nicht mitmachen, sie aber trotzdem in Anspruch nehmen. Da sind die korrekten Handwerksbetriebe, die keine Aufträge ernten, da die schwarzarbeitenden Konkurrenz konkurrenzlos billige Leistungen anbietet, weil sie keine Sozialabgaben zahlt. Und dann gibt es natürlich auch noch die Rabenschwarzen, die die Notlage anderer Menschen reich macht. Die ausnutzen, dass ihre Arbeitnehmer nicht arbeiten dürfen und sich deshalb alles gefallen lassen müssen, weil sie sich an niemanden wenden können, der ihre Interessen vertritt. Das alles gilt es zu bekämpfen.
Allerdings mit Augenmaß, denn es gibt auch noch die andere Seite der Schattenwirtschaft. Beispielsweise, wenn ein Sozialhilfeempfänger sich mit ein paar Mark mehr das Leben ein bisschen weniger verzweifelt gestaltet. Oder auch, wenn Ausländer arbeiten, denen beim derzeit geltenden Recht kaum eine Alternative zur illegalen Arbeit bleibt. Wenn Nachbarn sich die Hilfe mit ein paar Mark bezahlen lassen. Sie alle zu verfolgen macht wenig Sinn, und jede an ihnen gesparte Mark wäre eine am falschen Ende gesparte.
Sandra Wilsdorf
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