Kommentar zur Morgenpost-Razzia: Der Journalist als Hehler

Journalisten suchen die Veröffentlichung, nicht das Geld. Ist das anders, werden sie zu Informationshehlern degradiert.

Sie waren Freunde, der Polizist und der Journalist. Diese Nähe zwischen einem Ermittler des Landeskriminalamts und einem Reporter von Springers Berliner Morgenpost, also zwischen dem Staat und seinem Überwacher, mag für viele schon anrüchig sein. Sie ist es nicht.

Ständig tauschen sich Journalisten mit Amtsträgern, Politikern und Entscheidern aus. Gerade in einem so abgeschirmten Bereich wie der Berichterstattung über Polizeieinsätze ist es unerlässlich, dass der Reporter Informanten kennt. Der Staat erzählt von sich aus ja erst mal nicht mehr, als er muss. Doch meist sind es die Fakten, die darüber hinausgehen, die Leser interessieren – und die den Journalisten erst zum Überwacher staatlichen Handelns machen.

Entlohnung für die Dienste

Der Morgenpost-Reporter kannte den Polizisten anscheinend so gut, dass er ihn neben zwei privaten Sicherheitsleuten gar auf eine Recherchereise mitnahm – und für diese Dienste als Bodyguard mit 3.000 Euro entlohnte. Das allerdings ist anrüchig.

Warum – wenn es schon drei sein mussten – wurde nicht noch ein weiterer privater Bodyguard engagiert? Und warum wurde gerade der befreundete Polizist ausgewählt?

Normalerweise hat ein Journalist einen Informanten, der ihm Hinweise zuspielt, weil er die Unterdrückung dieser Informationen für nicht vertretbar hält. Er sucht die Veröffentlichung, nicht das Geld. Ist das anders, wird der Journalist zum Informationshehler degradiert: Auf der einen Seite werden Informationen eingekauft, auf der anderen verkauft. Das dürfte auf Dauer genauso gefährlich für die Demokratie sein wie das Zurückhalten von Informationen.

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Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.

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