Kommentar zur Lenau-Grundschule: Die Schule braucht Vertrauen
Es ist absurd, wenn es ausgerechnet an dieser Schule wieder Streit über die Trennung zwischen „Deutschen“ und „Migranten“ gibt.
K inder unterschiedlichster Fähigkeiten und Begabungen gehen in Berlin zur Schule: Kleine Dösbattel und kleine Genies – darunter auch Kinder nicht deutscher Herkunft, von denen manche schon bei ihrer Einschulung neben Deutsch ein bis zwei weitere Muttersprachen beherrschen und andere wenig bis gar kein Deutsch können – weshalb sie wiederum nicht gleich zu den Dösbatteln gehören.
Die Klassenmischung, die daraus entstehen kann, macht manchen Eltern Angst. Sie ist in Einzelfällen nachvollziehbar: wenn etwa ein einziges gut Deutsch sprechendes Kind in eine Klasse mit lauter Neulernern kommt. Das ist für beide Seiten Quatsch – und führt zu der berühmten „Abstimmung mit den Füßen“: Eltern wandern ab. Davor wiederum haben Schulen Angst, weshalb sie sich auf Gruppenanmeldungen für erste Klassen einlassen.
So auch an der Lenauschule in Kreuzberg. Dabei sieht die Lage dort längst anders aus: Die Schule, vor Jahren fast nur von „Kindern nicht deutscher Herkunftssprache“ besucht, hat es geschafft, das Vertrauen ängstlicher Eltern wiederzugewinnen – weil sie unter Beweis gestellt hat, wie gut sie Kinder mit sprachlichen und sonstigen Entwicklungsdefiziten fördern kann.
Es ist deshalb absurd, wenn es ausgerechnet hier wieder Streit über die Trennung zwischen „Deutschen“ und „Migranten“ gibt. Die Eltern haben ihr Vertrauen in die Schule bewiesen. Die Schule sollte nun endlich selbst Vertrauen zeigen – und die Schüler nicht mehr ethnisch getrennt einschulen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag