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Kommentar zur Lenau-GrundschuleDie Schule braucht Vertrauen

Kommentar von Alke Wierth

Es ist absurd, wenn es ausgerechnet an dieser Schule wieder Streit über die Trennung zwischen „Deutschen“ und „Migranten“ gibt.

K inder unterschiedlichster Fähigkeiten und Begabungen gehen in Berlin zur Schule: Kleine Dösbattel und kleine Genies – darunter auch Kinder nicht deutscher Herkunft, von denen manche schon bei ihrer Einschulung neben Deutsch ein bis zwei weitere Muttersprachen beherrschen und andere wenig bis gar kein Deutsch können – weshalb sie wiederum nicht gleich zu den Dösbatteln gehören.

Die Klassenmischung, die daraus entstehen kann, macht manchen Eltern Angst. Sie ist in Einzelfällen nachvollziehbar: wenn etwa ein einziges gut Deutsch sprechendes Kind in eine Klasse mit lauter Neulernern kommt. Das ist für beide Seiten Quatsch – und führt zu der berühmten „Abstimmung mit den Füßen“: Eltern wandern ab. Davor wiederum haben Schulen Angst, weshalb sie sich auf Gruppenanmeldungen für erste Klassen einlassen.

So auch an der Lenauschule in Kreuzberg. Dabei sieht die Lage dort längst anders aus: Die Schule, vor Jahren fast nur von „Kindern nicht deutscher Herkunftssprache“ besucht, hat es geschafft, das Vertrauen ängstlicher Eltern wiederzugewinnen – weil sie unter Beweis gestellt hat, wie gut sie Kinder mit sprachlichen und sonstigen Entwicklungsdefiziten fördern kann.

Es ist deshalb absurd, wenn es ausgerechnet hier wieder Streit über die Trennung zwischen „Deutschen“ und „Migranten“ gibt. Die Eltern haben ihr Vertrauen in die Schule bewiesen. Die Schule sollte nun endlich selbst Vertrauen zeigen – und die Schüler nicht mehr ethnisch getrennt einschulen.

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Kolumnistin taz.stadtland

12 Kommentare

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  • H
    heidi

    Warum regt ihr Euch so auf? Fakt ist, dass die Schulleiterin versagt hat! Schon mal etwas vom Schulgesetzt §15 gehört? Scheinbar nicht! Nicht die Eltern "nicht deutscher Herkunft" haben die Klassenverteilung vorgenommen, sondern der Senat. Und wenn die Schulleitung nicht rechtswidrig gehandelt hätte, dann hätte der Senat nicht auf die Neumischung der Klassen bestanden.

     

    Haben die deutschen Eltern Angst, dass ihren Kindern etwas zustößt, wenn sie mit ausländischen Kindern zusammen in einer Klasse unterrichtet werden? In der Schule sollen die deutschen Kinder wohl geschont werden, aber am Abend geht man dann gerne Sushi, Döner etc. essen! Kinder sind Kinder, egal welcher Herkunft. Sie sollten nicht getrennt unterrichtet werden. Wenn ein Elternteil Halbtürkin ist und der Vater Koreaner, ist dass Kind dann ein Kind "deutscher Herkunft" oder "nicht deutscher Herkunft"? Ich beantworte gerne die Frage: es ist ein Kind deutscher Herkunft. Zumindest wird es an der Lenau Schule so eingestuft. Aber wenn von einem Kind beide Elternteile türkischer oder arabischer Herkunft sind, dann sind es Kinder "nicht deutscher Herkunft"! Toll! Was für eine Logik.

     

    Viele ausländische Eltern haben die deutsche Staatsbürgerschaft (sind sogar in Deutschland geboren)sowie ihre Kinder, aber dennoch werden sie als Kinder "nicht deutscher Herkunft" eingestuft. Warum? Ich finde es toll, dass die ausländischen Eltern gegen solche Diskriminierungen vorgehen. Hut ab! Die Eltern deutscher Herkunft äußern sich zwar dahingehend, dass sie nicht gegen "Ausländer" sind, aber handeln und denken tun sie genau gegenteilig. Ist das nicht der Beginn von Rassismus? Es gibt viele Diskriminierungsfälle an der Lenau Schule. Hier muss der Senat weiter eingreifen.

  • FE
    F. Elster

    Werte Nachbarn und liebe Eltern aller Grundschulen in Kreuzberg,

     

    es ist nicht nur offentsichtlich, sondern auch nachweislich, dass die Schulleitung an der Lenau-Grundschule gesetzeswidrig die Klassen eingeteilt hat. Dabei sind die unterschiedlichen Interessen jedes Einzelnen eigentlich unerheblich, sondern es gibt klare Regeln und auch allgemein in der schulischen Verwaltung übliche Handlungsanweisungen. Danach wurde in diesem konkreten Fall nicht vorgegangen. Es ist offensichtlich, dass hiervon die Schulverwaltung keine Kenntnis hatte bzw. sich umgehend von solchen Zuständen distanzieren muss. Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, dass die Schulleitung ausgetauscht wird, damit zum Wohl der Kinder und Eltern wieder Ruhr und normaler Schulalltag einkehrt.

     

    Natürlich können kleine Gruppen, wie an jeder anderen Grundschule auch, zusammen eingeschult werden, also z.B. 2 bis 4 Kinder. Dass aber komplette Gruppen und dann auch noch offensichtlich nur deutscher Kinder zusammen einen Klassenverbund bilden, ist nicht förderwürdig, sondern umgehend zu berichtigen. Jeder der im Bergmann-Kiez wohnt, kennt die bunte und im Alltag angenehme Mischung. Das gleiche sollte auch für die Schule gelten. Schulbildung lebt von einer guten MIschung und gleichen Voraussetzungen für alle Kinder. Allein nur die Vermutung einer Diskriminierung erfordert sofortige Veränderungen.

     

    Ich wünsche Ihnen allen alles Gute und ein harmonische Miteinander!

  • J
    Johannes

    Mich würde interessieren, ob der neue Mix in der Lenau Grundschule nun von den Eltern - auch den deutschen - akzeptiert wird, oder ob die jetzt reihenweise ihre Kinder abmelden. Hat jemand darüber einer Info?

  • G
    Gibuld

    Kann man nur hoffen, daß alle jene, die an der Auflösung der Exzellenz-Klassen mitgewirkt haben, nun ihre Kinder selbst auch brav auf die Lenau-Schule schicken. Aber wie man weiß, wenn es um die eigenen Kinder geht, dann ist gaaanz schnell Ende mit dem Muki-Wahn. Und alle die Mitwirkenden haben sicherlich auch nicht unter Bedingungen mit 70% Migrantenanteil selbst die Schulbank drücken müssen. Was soll das Geschrei wegen Rassismus ? 30 % Deutsche können eine Schulklasse nicht retten, aber 70 % Migrantenkinder können die Restdeutschen so drangsalieren, daß sie untergehen. Was hier abläuft ist inzwischen Rassismus gegen unsere armen Kleinen. Gibt ja schließlich genügend Berichte darüber, was unter diesen Bedingungen so abläuft.

  • A
    alex

    @ Daphna Sommer: Ich möcht Ihnen aus meiner Kenntnis der Situation an der Lenau-Schule beipflichten. Die angebliche "ethnische Trennung" hat dort nie existiert, es ging ausschließlich um das Level der Sprachkenntisse. Die Zusammensetzung der angeblichen "Deutschen-Klasse" war durchaus multikulturell - Kinder mit koreanischem, serbischem. polnischem , ja und auch deutschmn Hintergrund.. die aber eine Gemeinsamkeit hatten: ihre Eltern hatten sich darum gekümmert, dass ihre Kinder die Landessrprache altersangemessen sprechen. Die andere Klasse besteht ausschließlich aus nicht oder nur gering der Landessprache mächtigen Kindern - das diese ausschließlich aus eher monokulturellen türkischen und arabischen Hintergrund stammen, wirft Fragen auf, die sich dieses Milieu stellen muss - aber nicht die Leiterin einer Schule, die erfolgreich versucht hat, einen gangbaren Weg zu finden...Es ist eine Schande, dass diese Frau nicht einmal von der Schulverwaltung verteidigt wird, nicht einmal dann, wenn sie öffentlich mit Sprechchören an den Pranger gestellt und als Rassistin diffmiert wird. Es ist eine Schande , dass die Berliner Presse, die das Lenau-Projekt im November 2011 noch in den Himmel gehoben hat, jetzt so überhaupt nicht mehr recherchiert und schlicht Falschmeldungen in die Welt setzt bzw. sich von einer Seite instrumentalisieren lässt.

     

    Gemeinsam haben sie es geschafft: keine verantwortlicher Elternteilwird sein Kind für das nächste Schuljahr noch in der Lenuaschule anmelden. Wer kann Zieht weg oder schult in einer Provatschule ein. Armes Berlin.

    Es ist eine Schande , dass so gut wie kein Medium

  • H
    H.A.Z

    Warum nur schreibt Frau Alke Wierth hier einen Kommentar und lässt sämtliche Fakten außerhalb ihrer Betrachtung.

     

    1. Der Anteil Deutscher Schüler wurde erhöht, weil Ihnen ein bestimmter deutschsprachiger Anteil zugesichert wurde.

    2. Die dreisprachigen Schüler sind mit 25 % in der Minderheit. Wie will man hier ein Gleichgewicht schaffen, rein rechnerisch unmöglich?

    3. Natürlich macht es Sinn, Klassenbildungen nach Sprachtests aufzubauen. So kann man gezielter fordern.

    4. An besagter Schule kommt auch noch die Sinti und Roma Problematik dazu, diese Bevölkerungsgruppe muss nicht nur sprachlich sondern auch sozial integriert werden.

     

    Warum gibt man nicht endlich (in der TAZ) zu, dass die jahrelange ungeordnete Zuwanderung gescheitert ist?

    Wann endlich unterrichtet mal Frau Roth zwei Wochen in einer Schule in so einem Problembezirk

    Um mit der Wahrheit konfrontiert zu werden ?

  • I
    ich

    Diese Debatte ist furchbar. Migrantisch wird fast ausnahmslos mit sozial schwach gleichgesetzt. Wer dunkle Haare oder dunklere Augen hat, ist gleich arm, dumm und kann kein Deutsch. Jede Klasse sollte ausgeglichen sein, was die Vorkenntnisse der Kinder angeht. Dabei ist es erst einmal egal, ob es blond oder schwarzhaarig ist.

     

    Zudem Mehrsprachigkeit bei Kindern auch unterschiedlich bewertet wird. Kann ein Kind Deutsch und Französisch wächst es bilingual auf - kann es deutsch und türkisch ist es plötzlich ein Problem.

     

    Förderung ist für alle Kinder wichtig - daran sollte gearbeitet werden und das kann, darf und soll nicht auf Herkunft heruntergebrochen werden. Ich sehe, wie in Berlin ständig und überall die Gelder für Kinder- und Jugendarbeit gestrichen werden. Ich sehe überforderte Leher_innen, die nicht in der Lage sind, adäquat auf Einzelfälle einzugehen. Sozialarbeiter_innen an Schulen, die allein alle Kinder betreuen sollen. Jugendzentren, die weggekürzt werden. Hier liegt das eigentliche Problem. Nicht bei den Kindern.

  • H
    heinz

    es geht hier um ethnische trennung an der lenau-schule.

     

    nicht um differenzierung nach sprachvorkenntnissen, wobei ich das auch für falsch halte..

     

    zitat aus meiner fabrikarbeiterzeit (deutscher vorarbeiter zu türkischem hilfsarbeiter): "du nix gucke, du kehre!" zitat (türkischer hilfsarbeiter zu mir):"ich weiß nicht, ich bin seit 35 jahren in deutschland und kann die sprache. der spricht mit mir, als ob ich nichts verstehe."

     

    ich denke, was wollen erwarten wir! egal was wir erwarten, wir haben auch etwas zu vermitteln! diese nehmergesellschaft nervt!

  • N
    Netzwerg

    ein selten unfähiger Kommentar. Nur die Wenigsten der heutigen Eltern hatten bereits Schulkinder und könnten daher auf mögliche positive Erfahrungen der Vergangenheit aufbauen.

    Es gibt eben kein "kollektives" Gedächtnis.

    R.

  • K
    Klaus

    absurd? wieso absurd?

  • WB
    Wolfgang Banse

    Zweigleisig fahren

    Zwei Varianten sollten in dieser Schule wie auch in anderen Schulen möglich sein,einmal eine mit Migranten gemischte Unterrichtsklasse ,Verhältnis 50 zu 50% und eine Unterrichtsklasse die sich nur mit deutschen Schulkindern beziehungsweise mit Migranten zusammen setzt

  • DS
    Daphna Sommer

    Ethnische Trennung? Es geht doch um eine Differenzierung nach Sprachvorkenntnissen!