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Kommentar zur Gras-DebatteLasst doch das Hanf in Ruhe!

Die CDU will den Eigenbedarf von Cannabis einschränken? Da haben sie wohl selbst zu arg an der Tüte gezogen - kürzlich sah die Partei die Sache noch anders.

Die Frage, wie viel Cannabis der Berliner Kleinkonsument in der Tasche haben darf, ist also drängend. So drängend, dass dafür Experten angehört werden und der Innensenator erwägt, die bisher erlaubten 15 Gramm auf 6 Gramm zu senken. So drängend, dass für diese Forderung 18 Jahre lang Zeit war.

Henkels Begründung: Eine bundesweit einheitliche Regelung werde verlangt. Das sage schließlich die „Cannabis-Entscheidung“ des Bundesverfassungsgerichts. Die allerdings ist von 1994 – eine ganze Weile, in der die Republik nicht aus den Fugen kippte, weil in einem Bundesland ein paar Gramm mehr als anderswo erlaubt waren. Und in denen zuletzt, in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz, die Grenze auch mal auf 10 Gramm angehoben wurde. Eine dringend nötige Angleichung auf 6 Gramm? Wohl kaum.

Was die Debatte zeigt, ist, wie wenig fachlich und wie sehr parteipolitisch hier entschieden wird. Rot-Grün hebt die Grenze, Rot-Schwarz senkt sie – Entscheidungen nach wählerheischendem Gusto. Dabei ist längst klar, dass Strafverfolgung zu vernachlässigen ist, wenn es darum geht, Jugendliche vor Abhängigkeit zu schützen. Viel wichtiger: aufklären, auf Risiken hinweisen - und alles Weitere der Vernunft der Freizeitkiffer überlassen. Nicht die nämlich sind das Problem, sondern Dealer, die neben Gras noch mit ganz anderem Zeug hantieren.

Und offenbar zog die CDU selbst ein bisschen zu heftig an der Tüte – und vergaß darüber, dass es nicht lange her ist, dass sie selbst den Cannabis-Eigenbedarf lockerer sah. Die Regel sei "hinreichend liberal und bedarf keiner Veränderung", ließ die Partei verlauten. Das war im Wahlkampf 2011 – kein dreiviertel Jahr her.

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8 Kommentare

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  • B
    Überich
  • B
    blueverde

    Was würde denn nur passieren wenn der Umgang mit Gras 'umgänglicher' würde.. und sich damit einhergehend das Wissen und Bewusstsein zu der Pflanze ändern würde?

     

    Papier würde plötzlich wieder aus Hanf hergestellt, Kleidung könnte mit einem vor Ort hergestellten Rohstoff produziert werden, selbst die Autoindustrie könnte ja Henry Ford's Hanf-Auto entdecken...

     

    so viele Wirtschaftszweige... allein, das weltweit die Pestizitindustrie für den Baumwollanbau vor dem Abgrund stünde - welche ja auch für das Hanf-verbot verantwortliche ist - siehe DuPont und Anslinger.

     

    Ganz zu schweigen davon, das es ja doch sein könnte dass in Maßen genossenes Weed die Menschen ein Stückchen klüger würde.. zum stichpunkt psychoaktiv.

     

    Aber es ist doch sinnvoller die Menschen bei Bier und Wein am zügleich zu halten.

  • A
    aXXL

    Zurück zu Schleswig-Holstein-Verhältnissen, denn davon - 30 g - ging die Welt nicht unter.

  • L
    Lukas

    Ich finde dieses Thema sehr interessant, da es mich und vor allem einige meiner Freunde stark betrifft. Jedoch finde ich einige Kommentare hier etwas übertrieben, denn ich kenne persönlich Leute die, meiner Meinung nach, ein Problem mit Cannabis haben und einen Großteil ihres Geldes hierfür ausgeben. Jedoch sehe ich bei der Illegalisierung des, vergleichsweise eher harmlosen Hanfs, das Problem, dass Konsumenten sehr schnell, durch ihre Dealer, mit anderen, weitaus schlimmeren, Drogen in Kontakt kommen und auch die Schwelle für anderweitige Illegale Aktionen sinkt. Persönlich weiß ich jedoch nicht ob eine Legalisierung oder auch nur eine "Aufweichung" des Gesetzes hier hilft und freue mich immer wieder die Meinung anderer zu hören.

  • AW
    Achtung Wechselwirkungen !

    Nicotin ist tötlich

    und THC ist ein Medikament .

    Der Taback im Joint macht aus dem Harmlosen Cannabis eine Killerdroge ,eine Nicotinbombe ,die Tabackmische ist sozusagen das Schießpulver der Cannabisgegner .

    Konsumiere nur pures Cannabis und dein Cannabinoidsystem wird dich dafür belohnen .

  • MV
    Mathias Voigt

    Wäre es nicht besser, den Anteil der CDU in der Politik zu verringern? Damit wäre allen geholfen! Diese dummen Ideen der C-Parteien...peinlich! Wer Alkohol als Kulturgut bezeichnet hat ohnehin nicht das Recht, irgendjemandem das Kiffen zu verbieten, diese Entscheidung treffe ich als Erwachsener ganz allein und verbitte mir die Einmischung irgendwelcher dahergelaufener Politiker!

  • HL
    Hauke Laging

    Könnte mal per Presseanfrage ganz offiziell geklärt werden, was die CDU schlimmer für das Land findet?

     

    a) Manche Bürger kiffen.

     

    b) Eine konservative Partei relevanter Größe belügt im Wahlkampf die Öffentlichkeit.

  • G
    Gabriel

    Drogen gehören legalisiert, unter kontrollierten Bedingungen, inklusive harte Drogen (siehe Portugal). Alles andere kriminalisiert und alimentiert die Mafia. Schon die Prohibition in den USA waren ein Reinfall. Die CDU ist jedoch ein kleinkarierter Verein ohne Lebenserfahrung, wo noch keiner mit einer Heroinabhängigen zusammenlebte (wie ich).