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Kommentar zur Euro-KriseNur auf dem Mars wär's besser

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die Anleger in Deutschland sind ratlos. Doch für sie gibt es keine Alternative zum Euro - trotz der aktuellen Krise in den Ländern des Euro-Raums.

W ohin bloß mit dem Geld???!!! Dieses Problem beschäftigt nicht nur Milliardäre. Inzwischen kommen auch schon Kleinstsparer ins Grübeln, wie sie ihre Mini-Erbschaft anlegen sollen. Die ratlose Angst der Anleger zeigt sich etwa beim Gold, das am Donnerstag einen neuen Rekordpreis erzielte. Aber eklatant wird es bei den Wechselkursen. Mitten in der Eurokrise notiert der Euro bei 1,42 zum Dollar - und damit weit oberhalb der Kaufkraftparität. Der Euro ist also deutlich überbewertet.

Dieses Phänomen lässt nur zwei Erklärungen zu: Entweder ist die Eurokrise gar nicht so schlimm - oder woanders ist es noch schlimmer.

Die zweite Lesart dürfte zutreffen. Für die Anleger gibt es keine Alternative zum Euro, die attraktiver wäre. Das fängt schon beim US-Dollar an. So hat Fed-Chef Ben Bernanke durchblicken lassen, dass er bereit ist, die Geldmenge erneut auszuweiten, um die US-Konjunktur zu stützen. Für die Anleger bedeutet dies: niedrige Zinsen und ein langfristiges Inflationsrisiko. Doch andere Fluchtorte weisen ebenfalls Nachteile auf. Der Schweizer Franken ist völlig überteuert - und auch die Schwellenländer ersticken am fremden Kapital. Bleibt also nur der Euro.

ULRIKE HERRMANN ist die wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz. 2010 erschien ihr Buch "Hurra, wir dürfen zahlen" (Westend). Es handelt vom "Selbstbetrug der Mittelschift", die sich fälschlich zur Elite zählt.

Das Dilemma der Investoren: Leider können sie ihr Geld nicht auf dem Mars anlegen. Stattdessen müssen sie zwischen Dollar und Euro pendeln, denn nur diese beiden Wirtschaftsräume sind groß genug, um die Geldmassen zu absorbieren, die rund um den Globus schwirren. Die Eurozone müsste sich also vor den Finanzmärkten nicht fürchten. Einzige Bedingung: Sie darf nicht zulassen, dass gegen einzelne Euroländer spekuliert wird. Gebraucht wird ein gemeinsamer Eurobond. Dann könnte Europa die Investoren erpressen - und nicht mehr umgekehrt.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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3 Kommentare

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  • P
    pipi.kaka.macher

    HA,HA,HA, da lach ich mir doch ganz genüsslich einen,

    in die eh schon leeren Brieftaschen, vieler Euronennbewohner.

     

    Dieses Euro-Gedöhnse ist so was von, für den A...h, dass meiner einer NULL BEDAUERN für die noch GELD HABENDEN Euronennbewohner hat.

     

    In spätestens Vier Jahren wird jedes,

    noch Euroland, diese Währung fallen lassen wie Kartoffeln die noch zu heiß zum schälen sind,

     

    Für Deutschland würde ich mir dann die Einführung des Talers wünschen.

     

    Diese Währung hätte dann wenigstens noch Stil und wäre nicht so Charakterlos wie dieser Euro,

    und Deutschland hätte dann endlich mal, diesen üblen D-Mark Beigeschmack, die eine ehemalige Nachkriegs Währung so mit sich brachte, auch gleich mit vom Acker gemacht!!!

     

    Der Euro wird schneller vergänglicher sein, als was den Euro-Befürworter und möchte gern Rettern, lieb sein wird.

     

    In diesem Sinne, die letzten werden die Ersten sein zum wohle dem und der die in diesen Zeiten arm an Euros sind und auch noch bleiben dürfen!!!

     

    UND,

     

    erst wenn der Euro verblasst ist kann es auch wieder Soziale Gerechtigkeit geben!!!

     

    Aus Reich mach arm dann werden auch wieder die armen Reich sein!!! :-)

     

    HOCH LEBE DIE ZÜGIGE VERGÄNGLICHKEIT DES EURO!!!

     

    UND DIE WIEDERGEBURT DES TALERS!!!

  • V
    vic

    Da sagen Sie was, Frau Herrmann.

    Wieder einmal kriegen die europäischen Regierungen Pandora nicht zurück in die Büchse, die sie-wider besseren Wissens- wieder einmal geöffnet haben.

     

    Noch zwei Tipps für alle Interessierte, wenn ich darf:

     

    Monitor von Donnerstag. Wiedederholung heute, Freitag 20.15 Uhr auf Eins Extra - oder online.

    Und Sarah Wagenknechts geniales Buch:

    "Finanzcrash und Weltwirtschaft" aus dem Jahr 2009, und so aktuell, dass es kaum zu glauben ist.

  • A
    A.Grech

    "Dann könnte Europa die Investoren erpressen - und nicht mehr umgekehrt."

     

    Ja, sicher - wer's glauben will.

     

    Das gebetsmühlenhafte Anpreisen der Eurobonds-Idee nervt ein bißchen. Die Leute sind nicht blöd - über kurz oder lang wird jedem klar sein, was mit dieser intransparenten Einrichtung tatsächlich angestrebt wird.

     

    Und spätestens dann wird mehr als Euro und EU gefährdet sein.