Kommentar zu den Fan-Krawallen: Den Fußball retten
Statt sich gegenseitig die Schuld zuzuweisen, müssen alle Beteiligten zusammenwirken, damit es auch in Zukunft noch Fußballfeste geben wird.
D ie Aufarbeitung der Fan-Krawalle von Hamburg-Alsterdorf gestaltet sich schwierig - zu unterschiedlich ist die Wahrnehmung der Beteiligten. Die Darstellung der Polizei, die erheblich von der des FC St. Pauli abweicht, lässt zudem viele Fragen offen - und Selbstkritik vermissen.
Warum traf die Ordnungskräfte der Gewaltexzess so unvorbereitet? Wieso verfiel die Polizei nach der Turnier-Absage des HSV in Tiefschlaf? Wieso klingelten in der Polizeizentrale nicht alle Alarmglocken, als bekannt wurde, dass die Lübecker Fangruppen nur für den sportlich unwichtigen ersten Turniertag Karten geordert hatten - und zudem gemeinsam mit 30 HSV-Hools anreisten? Warum blieben Hitlergruß und Hasstiraden unbemerkt und ungeahndet? Warum wurde der Lübecker Fanblock, aus dem nachweislich Straftaten begangen wurden, von der Polizei brav zur Bahn eskortiert - ohne eine einzige Ingewahrsamnahme? Auf all diese Fragen liefert die offizielle Polizeiversion der Ereignisse bislang keine überzeugende Antwort. Hier tut Aufklärung not.
Den Kopf des Sicherheitschefs des Kiez-Clubs aufgrund einer missverständlichen Äußerung zu fordern, ist ein hilfloser Reflex. Denn auf dem Spiel steht die Zukunft von Fußballturnieren als risikolosem Familienevent. Statt sich gegenseitig die Schuld zuzuweisen, müssen alle Beteiligten zusammenwirken, damit es auch in Zukunft noch Fußballfeste geben wird.
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