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Kommentar zu Wechselgerüchten um Berliner FinanzsenatorWo viel Rauch ist, ist auch Feuer

Kommentar von Stefan Alberti

Die Zukunft von Senator Thilo Sarrazin (SPD) sorgt wieder einmal für Gerüchte. Er ist mal wieder für einen Spitzenjob im Gespräch. Was auch immer daraus wird : Sarrazin wird über kurz oder lang wechseln.

Es ist quasi sicher: Er wird gehen, der Finanzsenator. Nicht unbedingt zum Rettungsfonds für die Banken, der jüngsten Option, die jetzt in den Medien genannt wurde. Denn dort könnten ihm noch zu viele andere reinreden, und das ist etwas, was Thilo Sarrazin gar nicht mag. Aber zur Bundesbank wird er gehen oder auf einen anderen Spitzenjob in der Finanzwelt. Um noch weiterzuspekulieren: Wieso nicht an die Spitze der Finanzaufsicht des Bundes, deren Chef zuletzt mächtig unter Druck war?

Denn dass Sarrazin überhaupt erneut für einen Spitzenjob im Gespräch ist, zeigt ganz klar: Er gilt auf dem Markt als verfügbar - und muss das an den entsprechenden Stellen auch so vermittelt haben. Wer wie festgeklebt auf seinem Stuhl sitzt, der strahlt das aus - dem bietet erst gar keiner einen neuen Sitz an, weil es eh eine Abfuhr gibt. Ganz anders bei jemandem, der unruhig auf dem Sessel rumrutscht. Wo viel Rauch ist, da ist auch Feuer - die Angebote haben ihren Grund.

Und in Sarrazins ersten Jahren in Berlin waren solch hartnäckige Wechselgerüchte nicht zu hören. Da war der Job als Berliner Finanzsenator auch noch viel zu spannend, um ihn aufzugeben. Es gab richtig viel aufzuräumen, zu kämpfen, durchzusetzen - alles Dinge, die Sarrazin Spaß machen. Seither ist Berlin kein reiches Land geworden, aber die Lage hat sich stabilisiert. Einen stabilen Zustand zu verwalten ist aber weit weniger spannend, als Sparkonzepte durchzusetzen. Die Frage ist also nicht mehr, ob Sarrazin in Richtung Bundesbank geht oder einen anderen interessanten Job übernimmt. Die Frage ist nur noch, wann er es tut.

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Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.

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