Kommentar zu Wasserbetrieben: Ein letzter Sieg für Harald Wolf
Noch-Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) war immer gegen die Teilprivatisierung der Wasserbetriebe. Jetzt kann er einen späten Erfolg feiern.
A ls die Hälfte der Berliner Wasserbetriebe im Jahr 1999 an private Konzerne verkauft wurden, war Harald Wolf der größte Kritiker des Geschäftes. Der damalige PDS-Fraktionsvorsitzende musste in den letzten Jahren als Wirtschaftssenator und Aufsichtsratsvorsitzender der Wasserbetriebe die Privatisierungsverträge umsetzen, die er immer bekämpft hatte. Aber sein Ziel, diese Privatisierung weiter zu bekämpfen, gab er nicht auf.
Sein Problem war die Gewinngarantie. Denn die privaten Anteilseigner der Wasserbetriebe hatten sich schließlich bei ihrem Kauf vor zwölf Jahren in den Wasserverträgen eine heikle Zusicherung geben lassen: Sollte der Gewinn der Wasserbetriebe nicht ausreichen, muss Berlin die garantierte Rendite direkt aus dem Landeshaushalt an die Unternehmen zahlen. Doch diese Gewinngarantie gilt nur für Umstände, die das Land Berlin zu verantworten hat. Kartellrecht ist jedoch Bundesrecht. Harald Wolf brachte also das Bundeskartellamt dazu, sich des Falles anzunehmen. Und für Nachteile aus der Entscheidung des Bundeskartellamtes muss das Land Berlin nicht haften. Die Gewinngarantie wäre ausgehebelt.
Schritt Richtung Rückkauf
Ohne die hohen Gewinne sind die Wasserbetriebe für die privaten Anteilseigner nicht mehr von Wert. RWE und Veolia wären sicher bereit, ihre Anteile an den Wasserbetrieben für wenig Geld an das Land Berlin zurückzuverkaufen. Den Erfolg würde die neue Koalition aus SPD und CDU einstreichen - aber bedanken müssten sie sich bei dem scheidenden Wirtschaftssenator Harald Wolf und seiner Linkspartei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Kurdische Gebiete unter Beschuss
Stoppt die Angriffe Erdoğans auf die Kurden in Syrien!