Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Warum ich keine Organe spende
Angenommen, ich habe schon vor jahren meinen organspenderausweis ausgefüllt und bin bereit, nach meinem tod meine organe zu spenden. ich brauche jetzt aber selbst z.b. eine niere. ein anderer, der nie bereit war, seine organe zu spenden und es auch jetzt noch nicht ist, braucht zufällig die gleiche niere. Sollte ich als potentieller organspender da nicht vorrang haben vor einem, der nur nehmen würde, aber selbst nicht bereit wäre, zu geben? Nun, es gibt für diesen fall keine gesetzliche regelung. Die bereitschaft, seine organe nach dem tod zu spenden, wäre sicher grösser, wenn man dafür im gegenzug auch bei der vergabe von organen bevorzugt würde. Es müsste eine rangliste geben, wo man um so höher steht, je länger man seine bereitschaft zur organspende erklärt hat. Das wäre nur gerecht, aber unsere politiker sind nicht willens oder fähig, hier eine entsprechende regelung zu schaffen.
Wieviel geld spart eine krankenkasse, wenn 2 nierenkranke je eine niere von mir bekommen und daher nie mehr zur dialyse müssen? Es dürften 100.000e von € sein für fahrten zur dialyse, blutwäsche und fahrten zurück nach hause. Wäre es nicht fair, wenn die krankenkasse mich ein kleines bisschen teilhaben lassen würde an den finanziellen entlastungen, die sie durch meine organe hat? Könnte die kasse nicht die praxisgebühr, die medikamentenzuzahlung, die zuzahlungen für zahnersatz und andere leistungen für organspender abschaffen und den beitrag senken? Es muss doch ein geben UND nehmen sein, eine hand wäscht doch die andere, die krankenkasse kann sich doch nicht hinstellen und sagen, deine nieren nehmen wir gerne und sparen dadurch gerne hunderttausende €, aber du bekommst von uns im gegenzug nicht mal das schwarze unterm fingernagel! Das ist doch nicht gerecht! aber im moment ist das so, und unsere politiker sind auch hier nicht willens oder fähig, eine entsprechende regelung zu schaffen.
Ich würde gerne geben, vor allem nach meinem tod, aber es gibt leute, denen möchte ich unter keinen umständen etwas geben: dem ex-chef, der mich jahrelang gemobbt hat, dem ex-kollegen, der dem chef dabei geholfen hat, dem nachbarn, der jahrzehntelang wegen jedem scheiss gegen mich prozessiert hat, usw. auch möchte ich unter keinen umständen, dass meine organe an kinderschänder, u-bahn-schläger, neonazis oder ähnliche gestalten gehen. Ich möchte eine blacklist erstellen, z.b. auf der rückseite des spenderausweises, wo draufsteht, wer meine organe nicht bekommt! Und ich möchte, dass jeder arzt, der diesen "letzen willen" ignoriert, hart bestraft wird. Wieder wäre die politik gefragt, aber da kann ich wohl lange warten ...
Diese woche war in den nachrichten ein bericht über eine klinik in spanien, die neugeborene babys verkauft hat und den eltern erzählt hat, ihre kinder wären tot zur welt gekommen. Es gibt doch auch diesen klinikleiter in deutschland, der op-besteck mit zitronensaft sterilisieren liess, um geld zu sparen. Es gibt regelmässig betrugsskandale im gesundheitswesen. Wer garantiert mir eigentlich, dass ein arzt, der dringend geld braucht, meinen gesundheitszustand z.b. nach einem schweren unfall etwas "grosszügiger" beurteilt und mich vorschnell für tot erklärt, weil er weiss, dass er meine leber an seinen freund verkaufen kann, der millionär ist und jeden preis dafür zahlen würde? Als potentieller organspender gehe ich dieses risiko ein, wenn ich aber meine organe NICHT spende (und das steht in meinem ausweis), dann weiss der arzt, dass er meine leber sowieso nicht bekommt und es macht für ihn keinen sinn, mich sterben zu lassen. Auch hier müsste es regelungen geben, die sicherstellen, dass potentielle organspender wirksam beschützt werden, aber unsere politiker interessiert das noch weniger als das tüpfelchen auf dem "i" in dem wort "scheisse".
Hier geht es nicht um schlampige Mediziner...aber F.J. Strauß und der Fürst von Thurn und Taxis standen bestimmt auf keiner Spenderliste für ein neues Herz...
Häufende Waldbrände sind ein Alarmzeichen. Es gibt Warnung, dass sie die Erde weiter aufheizen – unwiderruflich, wenn wir nicht gegensteuern.
Kommentar zu Organspende: Die Ärzte arbeiten korrekt
Nicht Ärzte erschüttern das Vertrauen in die Organspende. Es ist eher der desolate Führungsstil der verantwortlichen Organisation. Ein lösbares Problem.
Nun hat die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) extra ein kostspieliges Pilotprojekt rund um den Hirntod angeschoben. Sie wollte zeigen, dass die rückläufigen Organspenden hierzulande auf das Konto von schlampigen und ignoranten Krankenhausärzten gehen. Dummerweise aber belegt die wissenschaftliche Untersuchung des Projekts genau das Gegenteil: Die Ärzte arbeiten korrekt.
Die Zahl der Spenderorgane ist vor allem deswegen so niedrig, weil selbst die Menschen, die die Spende theoretisch befürworten, in Ausnahmesituationen, und dazu zählt der Tod von Angehörigen, offenbar doch dazu neigen, die Organentnahme abzulehnen. In vielen anderen europäischen Ländern wird die Organspende befürwortet und am Ende auch realisiert. Aber nicht in Deutschland.
Warum? Das ist die Frage, mit der sich das Parlament auseinandersetzen muss, wenn es demnächst das Transplantationsgesetz reformieren will. Die bloße Aufforderung, ein jeder möge sich gefälligst zur Organspende verhalten, und diese Entscheidung künftig mit mehr Nachdruck einzufordern, sie wird leider nicht reichen.
Die sehr wünschenswerte Bereitschaft zur Organspende ist eine intime Entscheidung. Sie setzt Vertrauen voraus. Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Information, was Hirntod ist, wie er diagnostiziert wird und unter welchen medizinischen Bedingungen die Organentnahme überhaupt stattfindet.
Und Vertrauen darauf, dass die Organisation, die die Organentnahmen verantwortet, transparent arbeitet - nach innen wie nach außen.
Der desolate Führungsstil, den der DSO-Vorstand an den Tag legt, wirkt da nicht ermutigend. Das ist ein Problem. Aber es ist lösbar.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Heike Haarhoff
Redakteurin im Inlands- und im Rechercheressort
Heike Haarhoff beschäftigt sich mit Gesundheitspolitik und Medizinthemen. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Kinderheim bei Paris ab 1989 Studium der Journalistik und Politikwissenschaften an den Universitäten Dortmund und Marseille, Volontariat beim Hellweger Anzeiger in Unna. Praktika bei dpa, AFP, Westfälische Rundschau, Neue Rhein Zeitung, Lyon Figaro, Radio Monte Carlo, Midi Libre. Bei der taz ab 1995 Redakteurin für Stadtentwicklung in Hamburg, 1998 Landeskorrespondentin für Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern und von 1999 bis 2010 politische Reporterin. Rechercheaufenthalte in Chile (IJP) und den USA (John McCloy Fellowship), als Stipendiatin der Fazit-Stiftung neun Monate Schülerin der Fondation Journalistes en Europe (Paris). Ausgezeichnet mit dem Journalistenpreis der Bundesarchitektenkammer (2001), dem Frans-Vink-Preis für Journalismus in Europa (2002) und dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse (2013). Derzeit Teilnehmerin am Journalistenkolleg "Tauchgänge in die Wissenschaft" der Robert Bosch Stiftung und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.
Dissens Podcast
Antimuslimischer Rassismus
Politikwissenschaftler Ozan Zakariya Keskinkılıç über die Erfindung des Feindbildes Muslim.
Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.