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Kommentar zu Niedersachsens SchulchaosPrivilegien im Schatten der Watschenfrau

Kommentar von Daniel Wiese

Mit ihrem schlechten Stil macht es Niedersachsens Kultusministerin der GEW leicht, die Interessen der Lehrer als die der Allgemeinheit zu verkaufen.

S elten hat es eine Kultusministerin ihren Gegnern so leicht gemacht wie Elisabeth Heister-Neumann. Die niedersächsische CDU-Hardlinerin schlägt in Zeiten, wo andere CDU-Politiker, etwa unter Schwarz-Grün in Hamburg, Schulreformen beschließen, längst vergangen geglaubte Schlachten - und manövriert sich selbst ins Abseits.

Gesamtschule? Ist böse, muss weg - egal, wie viele Eltern und Schüler in Niedersachsen diese Schulform wollen. Und wenn sie dann doch, unter Druck aus dem eigenen Lager, nachgeben muss, verpasst sie der Gesamtschule wenigstens das Turboabitur - damit es die Faulenzer dort nicht zu gemütlich haben.

Kritiker bedenkt Heister-Neumann, wenn es denn in ihrer Macht steht, gerne mit Maulkörben; lässt sie öffentlich widerrufen, wie die Vorsitzende des Schulleiterverbandes, Helga Akkermann - die hatte die ministerielle Anweisung kritisiert, Altersteilzeit-Anträge von Lehrern strenger zu prüfen.

Bei so viel schlechtem Stil hat die Lehrergewerkschaft GEW mit ihrem Vorsitzenden Eberhard Brandt ein leichtes Spiel. Ganz in Vergessenheit gerät dabei, dass Brandt für eine Klientel spricht, die durchaus um ihr eigenes Wohlergehen besorgt ist. Privilegien wie die großzügige Altersteilzeitregelung verteidigt er verbissen, auch wenn vorne und hinten Lehrer fehlen. Der Rest der Republik diskutiert derweil über die Rente mit 67.

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Hamburg-Redakteur
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2 Kommentare

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  • AL
    Andreas (kein Lehrer)

    Oh je, ist der Schlussteil des Kommentars erbärmlich platt...

     

    "Ganz in Vergessenheit gerät dabei, dass Brandt für eine Klientel spricht, die durchaus um ihr eigenes Wohlergehen besorgt ist."

     

    Eine Gewerkschaft spricht für eine Klientel, die um ihr eigenes Wohlergehen besorgt ist? Na sowas. Ganz schöne Unverschämtheit von denen, nicht wahr? Wo kämen wir da auch hin, wenn sich ArbeiterInnen und Angestellte selbst organisierten und ihre Interessen verträten...

     

    "Privilegien wie die großzügige Altersteilzeitregelung verteidigt er verbissen, auch wenn vorne und hinten Lehrer fehlen."

     

    ...statt sich ganz in den Dienst des Standorts zu stellen. Dass Lehrer (übrigens auch Lehrerinnen) fehlen, hat natürlich nichts damit zu tun, dass zu wenig neue eingestellt werden.

     

    "Der Rest der Republik diskutiert derweil über die Rente mit 67."

     

    Soll wohl heißen: Während sich die altersteilzeitenden LehrerInnen, oder vielleicht präziser: die faulen Säcke, gemütlich die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Bei genauerer Betrachtung hätte sich möglicherweise erkennen lassen, dass die gesellschaftliche Schweinerei die Rente mit 67 ist, und nicht etwa die Altersteilzeit für LehrerInnen.

     

    Also: Weg mit der Interessenvertretung! LehrerInnen auch bis 67 ran! Oder am besten noch länger! Ich freue mich derweil auf den taz-Kommentar, der die Überalterung der Schulen beklagen und die auf ihren Posten hockenden, Neueinstellungen verhindernden LehrerInnen der Unsolidarität zeihen wird.

  • C
    Costas

    "Bei so viel schlechtem Stil hat die Lehrergewerkschaft GEW mit ihrem Vorsitzenden Eberhard Brandt ein leichtes Spiel. Ganz in Vergessenheit gerät dabei, dass Brandt für eine Klientel spricht, die durchaus um ihr eigenes Wohlergehen besorgt ist. Privilegien wie die großzügige Altersteilzeitregelung verteidigt er verbissen, auch wenn vorne und hinten Lehrer fehlen. Der Rest der Republik diskutiert derweil über die Rente mit 67."

     

    Erschreckend wie simpel und plump Herr Wiese hier kommentiert. Hat der Mann jemals von zig tausenden Lehrern gehört, die es nicht mehr schaffen aus psychischen oder körperlichen Gründen bis 65 voll zu arbeiten? Teilweise ist dieses Phänomen zu erklären mit den zu großen Klassen, die wiederum Folge von zu wenig Geld im Bildungsbereich sind. Ist da eine vernünftige Altersteilzeitregelung nicht sinnvoll? Und was für eine Schuld haben die LehrerInnen am Lehrermangel, der ja auf falschen politischen Entscheidungen (Sparen) beruht. Will hier einer LehrerInnen in die Ecke der "faulen Säcke" schieben, die sich einen Lenz machen, während andere evtl bald bis 67 arbeiten müssen?

     

    Wie wäre es, Herr Wiese, wenn sie stattdessen mal hinterfragen, was denn die Rente mit 67 real für die allermeisten bedeutet? Wie viele Menschen arbeiten, denn tatsächlich bis in dieses Alter derzeit wg Frühverrentung etc.? Recht wenige. Sind die alle auch (wie die LehrerInnen von Ihnen) eher in die "faule Ecke" zu stellen? Wohl kaum. Es handelt sich dabei also um eine Art Rentenkürzung für einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung.