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Kommentar zu KriegsforschungDie fatale Abhängigkeit der Unis

In Zeiten leerer Kassen haben die Berliner Universitäten offenbar keine Skrupel Geld für Forschung im Dienst des Krieges anzunehmen. So kann man aber keine unabhängige Forschung betreiben.

Geld und Ethik gehen an den Hochschulen Hand in Hand. Fehlt das eine, wird ruck, zuck auch das Andere beurlaubt. Wie sonst lässt es sich erklären, dass Berliner Universitäten von der expliziten Friedensforschung vergangener Zeiten auf die Linie des Verteidigungsministeriums geschwenkt sind?

Leere Kassen und der Drang zur Exzellenz führen offenbar leicht dazu, die Hand aufzuhalten, wenn von externen Stellen Sonderforschungsbereiche oder Militärstudiengänge eingerichtet oder auch einfach nur Forschungsgelder für moralisch fragwürdige Projekte verteilt werden.

Aber mit einem Auftraggeber entfällt die freie Wahl des Forschungsgegenstandes. So entstehen Auftragsarbeiten, die mehr oder weniger genau nachzeichnen, was der Finanzier zu hören wünscht. Besonders problematisch ist das, wenn die Tötung von Menschen im Portfolio des Auftraggebers zu finden ist.

Ob Tabakindustrie oder Bundeswehr: Je fieser die Nebenwirkungen, desto stärker müssen sich die Institutionen gegenüber der Öffentlichkeit verantworten. Bundeswehr wie Tabaklobby wünschen, ihr unappetitliches Geschäft so angenehm wie möglich zu präsentieren. Allein die Tatsache, dass Unis solche Gelder inzwischen selbstverständlich annehmen, zeigt, wie erfolgreich die Bundeswehr ihr Image bereits aufpoliert hat.

Der Wissenschaft glaubt man eher als einem PR-Büro - noch. Denn mit stärkerer Abhängigkeit von Drittmitteln enthaupten sich die Universitäten selbst. Sie gefährden einen großen Vorteil, den sie gegenüber nichtstaatlichen Instituten haben: die Freiheit der Forschung und damit ihre Glaubwürdigkeit.

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2 Kommentare

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  • C
    cjs

    Recherche ist ja bekanntlich der unreflektierten Polemik abträglich. Trotzdem wäre es schön, wenn der bzw. die Autorin (warum gibt es bei diesem Kommentar eigentlich keine Autorenangabe?) kurz erklären könnte in welchem Sinne die Förderung eines Forschungsvorhabens (hier des besagten Sonderforschungsbereichs) durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) "Auftragsforschung" darstellt? Wer gibt hier wem einen Auftrag zu was?

     

    Wer sich eine Minute zum googlen Zeit nimmt (das dürfte auch bei der TAZ drin sein) wird erfahren, dass Sonderforschungsbereiche auf Antrag einer Gruppe von Wissenschaftlerin von der DFG fachlich geprüft und ggf. bewilligt werden. Das Geld stammt dabei zu 100% aus öffentlichen Mitteln des Bundes und der Länder, dass von DFG, einem Organ der wissenschaftlichen Selbstverwaltung, nach ausschließlich wissenschaftlichen Kriterien vergeben wird. Niemand gibt hier also Wissenschaftlerinnen einen Auftrag oder winkt mit dem dicken Chequeheft im Gegenzug für akademische Persilscheine. Sowas zu behaupten ist einfach absurd und zeugt entweder von grenzloser Ahnungslosigkeit die deutsche Wissenschaftslandschaft betreffend oder vollkommener Skrupelosigkeit beim zurechtbiegen von "Argumenten" gegen Forschungsvorhaben, die man aus nicht mag. Beides hat nichts mit Journalismus zu tun.

  • A
    abc

    Was wäre denn die Alternative zur Drittmittelfinanzierung?

    Wahrscheinlich die Abhängigkeit von klammen Landeskassen und damit das Verharren in Mittelmäßigkeit...

    Die implizite Behauptung, Drittmittel würde man nur von der Bundeswehr und der Tabaklobby bekommen ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten!