Kommentar zu 20 Jahre Mauerfall: Das Erinnern wird prägen

Mit seinem Programm zum Mauergedenkjahr gibt der Senat das Erinnern in die Hände von Schülern und Bürgerrechtlern. Gut so.

Es ist kein Zufall, dass das Erinnern oft an den Begriff der Generation geknüpft wird. Schließlich wächst jede Generation mit eigenen Werten und einem eigenen Blick auf die Geschichte auf. Das mag den Älteren suspekt sein, hält aber die Dinge am Laufen.

Eine Generation, das sind 20 Jahre, und genau so lange ist es her, dass in Berlin die Mauer fiel. Schon heute fällt es den 20-Jährigen schwer zu sagen, was Mauer, Teilung, Diktatur bedeuteten. Berlin hat sich seiner Mauerreste (fast) gründlich entledigt und der rasante Bevölkerungsaustausch hat das seine beigetragen: Was die Touristen in der Stadt suchen, ist im Alltag kaum noch vorhanden - Berlin hat seinen Job als Laboratorium des Zusamenwachsens gemacht.

Um so wichtiger ist das Erinnern und Gedenken. Dass das wichtigste Event, der Fall der Mauer aus Dominosteinen, von Schülerinnen und Schülern vorbereitet wird, ist keine Nebensächlichkeit. Die Diskussionen, die Spurensuche, die es in den Schulen im Vorfeld geben wird, werden prägend sein. Bravo, möchte man da fast rufen.

Bravo auch, dass der Senat den Mut hatte, die zentrale Ausstellung am Alex in die Hände derer zu geben, um die es geht - die Bürgerrechtsbewegung. Alles andere freilich hätte dem Senat auch Ärger eingebracht: eine Linke als Regierungspartei birgt auch 20 Jahre danach reichlich emotionales Pozential.

Skepsis ist nur dort angebracht, wo sich die Stadt selbst feiert. Die Damals-und-heute-Message der Infobox scheint allzu durchsichtig. Doch bloße Lobhudelei würden die Berliner der Schau nicht durchgehen lassen. Für Rührseligkeit sind 20 Jahre Abstand noch nicht groß genug.

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Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

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