Vielleicht war das ja ein Klischee. Bisher hatte ich große Stücke auf Frau Dribbusch und ihre Texte gehalten. Was sie von sich gibt, so fand ich, hat Hand und Fuß. Meinetwegen auch Kopf und Bauch. Heute allerdings finde ich, dass ihre Pointe ein wenig – sagen wir: unvermittelt kommt. So, als hätte durch ihre Feder (Tastatur) eine andere gesprochen. Eine, die irgendwie nur Bauch ist. Typisch männlich eben in ihrer "Logik".
"Diese Geschlechterpolarisierung erfüllt eine Funktion: Frauen werden schon im Lehrlingsalter davon abgehalten, als ernsthafte Konkurrentinnen Männern später die gut bezahlten Jobs wegzunehmen", schreibt Frau Dribbusch – oder die, die sich heute dafür hält. Und unwillkürlich frage ich mich, wer, zum Henker, mich und meine vielen offenbar ahnungslosen Mitmenschen dermaßen geschickt fernsteuert. Ich meine: Selbst die CDU hat einen Heiner Geißler. Würde der nicht Alarm schlagen, wenn seine Parteifreunde wirklich ein Mittel gefunden hätten, das, bei Nacht und Nebel in deutsche Trinkwasserhochbehälter gekippt, die verschiedenen Menschen dazu bringt, sich für ganz und gar typische VertreterInnen ihres jeweiligen Geschlechts zu halten und auf diese Weise eine Umverteilung des gesamten materiellen Wohlstandes wenigstens der westlichen Welt zu bewirken?
Eine Funktion ist etwas, was eine Aufgabe oder einen Zweck erfüllt. Der Zweck wiederum ist der Beweggrund einer zielgerichteten Tätigkeit. Er setzt also einen bewussten Willen voraus. Und nun frage ich mich: Welchem Zweck sollte es dienen, Geld in männlichen Händen zu konzentrieren? Welchen Zweck Einzelne darin zu erkennen meinen, möglichst viel Geld in den eigenen Händen zu halten, vermag ich mir mit einiger Mühe noch vorzustellen. Meiner Erfahrung nach allerdings besteht der Witz der Gier allein darin, mehr Geld zu haben als JEDER andere Mensch. Wer wirklich reich werden will, der teilt seine (erhofften) Milliarden mit Frauen genau so ungern mit wie mit Männern.
Nein, es gibt keine Automatismus für Solidarität in der Gier. So wenig, wie es einen gibt, der die Solidarität im Elend auslöst. Es ist deswegen auch ausgesprochen unwahrscheinlich, dass irgend jemand DIE Frauen im Allgemeinen absichtlich davon abhält, Konkurrentinnen DER Männer schlechthin zu werden, worum auch immer. Viel wahrscheinlicher ist es, dass einzelne Menschen glauben, die Welt (vor allem ihre eigene) könnte eines Tages zum Teufel gehen, wenn sie persönlich einen Mann nicht mehr länger von einer Frau unterscheiden können. Sei es, weil es keine typische Kleidung und kein typisches Verhalten mehr gibt, sei es, weil Männer und Frauen in den selben Berufen arbeiten. Dass sich diese Menschen (Männer wie Frauen) in ihrer Angst aneinander festhalten, wundert mich nicht. Alle Angsthasen sind Klammeraffen. Und dass sie im Dunkel muffiger Hinterzimmer Strategien debattieren, wie der Weltuntergang zu verhindern sein, scheint mir auch ausgemacht. Wenn sie dann zurück ans Tageslicht treten, reden diese Menschen mitunter seltsames Zeug. Zeug, das andere verwirrt. Mich beispielsweise. "Ist Frau Dribbusch nun Frau Dribbusch, oder ist sie es nicht?", frage ich mich noch immer, und wie ich mich kenne, werde ich diese Frage auch nicht wieder los, bevor ich den nächsten Text gelesen haben. Bis dahin werde ich mir Sorgen machen. Dafür kann ich nichts. Ich bin halt eine Frau.
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut