Kommentar von Benno Schirrmeister über Alarmisten: Allzu menschliche Polizei
Schnell mal Alarm schlagen, wie die Revierleiter der Bremer Polizei, unter Verfluchung des Dienstherrn Gott und die Welt zu Hilfe rufen – und sich dann, weil eben alles doch nur halb so wild ist, wie anfangs gedacht, irgendwo verdrücken – ehrlich gesagt ist das ein zutiefst menschliches Verhalten. Aber es ist keines, das dazu angetan wäre, eine besondere Befähigung zur Lagebeurteilung zu dokumentieren. Und das ist eine Schlüsselqualifikation für gute Polizeiarbeit.
Insofern ist der Auftritt, den die Bremer Polizei nebst ihrer Gewerkschaft gestern hingelegt haben – um 7.57 Uhr trommeln sie zur Pressekonferenz um 12 Uhr, zu der dann deren Hauptakteure nicht erscheinen, weil sie in einem halbstündigen Gespräch mit ihrem Chef erfahren und verstanden haben, dass alles nur halb so wild ist – mehr als eine sympathische Pannenperformance mit mittlerem Witzwert. Ein solcher Auftritt beschädigt das Vertrauen in die Professionalität der Sicherheitsorgane.
Vor allem aber bestätigt er, dass der Innensenator mit seinen Plänen so verkehrt nicht liegt: Eine Polizei, die ihre eigene Situation so wankelmütig bewertet und sich so konfus artikuliert, kann nicht effizient sein. Insofern benötigt Bremens Polizei nicht zusätzliche Beamte, sondern funktionsfähige Strukturen und eine dem Ideal der Klarheit verpflichtete Kommunikationskultur.
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