Kommentar (vgl. S. 24): Dorn im Auge
■ Unternehmer gegen Berufsschule
Die Unternehmerlobby kann sich nach dem neuen Jugendarbeitsschutzgesetz kräftig die Hände reiben. Schließlich ist ihnen die Zeit, die der junge Nachwuchs in der Berufsschule verbringt, schon lange ein Dorn im Auge. Das hat die Debatte über die Abschaffung des zweiten Berufsschultages bereits deutlich gemacht und vor allem eines gezeigt: Jetzt machen die Firmen selbst vor den jüngsten Arbeitnehmern nicht mehr halt.
Am Samstag sowie in Sonderschichten sollen 18jährige Lehrlinge künftig in den Betrieben schuften. Das geschieht der Jugend gerade recht. In der Berufsschule wird ohnehin nur faul herumgehangen. Und wer arbeitet am Wochenende schon die erlernten Theoriekenntnisse nach? Theorie ist ohnehin nicht wichtig. Vor allem, wenn man nur ausbildet und später ohnehin nicht einstellt.
Da ist es egal, wenn die Berufsschullehrer-Verbände etwas anderes sagen. Nämlich, daß theoretische Fachkenntnisse in kaufmännischen und technischen Berufen immer wichtiger werden. Und daß Ausbildung verbessert werden sollte, statt sie zu verschlechtern. Den Unternehmern fällt zu dieser Trendwende in hochtechnologischen Zeiten aber nur eines ein: Sie fordern Gesetze ein, die jeden Fortschritt mit einem Schlag zum Rückschritt machen: Ausbeuten statt ausbilden – so muß das neue Motto für die Zukunft der Ausbildung heißen. Katja Ubben
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