Kommentar über Schmerztabletten auf dem Fußballplatz: Ein Trainerstab schießt Eigentore
Labbadia sucht die Schuld für das Weiterspielen beim Spieler: Boateng habe kein Signal gegeben habe, dass er ausgewechselt werden müsse.
Der Trainerstab des Hamburger SV um Bruno Labbadia hat in der Partie gegen Mönchengladbach den nur noch humpelnden Verteidiger Jérôme Boateng sehr lange nicht ausgewechselt. Stattdessen holten die Verantwortlichen Boateng an den Spielfeldrand und gaben ihm dort Schmerzmittel. Der HSV hat sich damit einen Schaden zugefügt, der über die sportliche Niederlage hinausgeht.
Wir haben es mit dem unbedingten Willen zum Erfolg zu tun, der beim HSV quälend lange Minuten schwerer wog, als die Gesundheit eines Spielers - und mit der Unfähigkeit des Trainers, einen Fehler zuzugeben. Labbadia sucht die Schuld für das Weiterspielen beim Spieler: Boateng habe kein Signal gegeben habe, dass er ausgewechselt werden müsse. Das ist Blödsinn. Labbadia ist als Trainer verantwortlich für seine Spieler und Boateng humpelte nur noch. Das konnte Labbadia nicht übersehen. Er hätte auch ohne Hinweis des Spielers handeln müssen.
Dass Boateng statt einer Ruhepause eine Handvoll Schmerzmittel bekam, zeigt, dass der HSV nicht beanspruchen kann, in Sachen gesunder Ehrgeiz ein Vorbild zu sein. Natürlich wird in der Leistungsgesellschaft im Namen der Leistungsfähigkeit immer und überall alles Mögliche geschluckt. Dass das beim HSV auch so ist, mag zwar nicht überraschen - traurig ist es dennoch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!