Kommentar Walsterben: Habecks neue Prosa
Habecks Beschwichtigungsrhetorikerinnert an jene alte Leier, die andere bei Bedenken gegen Großinvestitionen anschlugen
B eunruhigend ist das Schweinswalsterben in Schleswig-Holstein. Aber noch beunruhigender ist die defensive Haltung, die das Umweltministerium des Grünen Robert Habeck einnimmt, wenn’s um das Thema geht: Dass die Funde „hochgejazzt“ seien und die Tiere sich möglicherweise zum Sterben aus der nördlichen Nordsee südwärts verlagert hätten, erfährt man. Vielleicht sind sie ja auch verwandelte Schwäne und vom Himmel gefallen.
Nein, Robert Habeck erzählt keine Märchen mehr, wie früher, als er die Grünen-Wahlbroschüre mit frei erfundenen Figuren aufpeppte. Dafür erinnert die Beschwichtigungsrhetorik seines Umweltministeriums aber ganz vehement an jene alte Leier, die andere bei Bedenken gegen Großinvestitionen einst anschlugen. Bei der Endlagersuche zum Beispiel.
Nun sind die Gefahren der Atom- und der Windkraft kaum vergleichbar. Nur: Die Offshore-Ausbauprogramme sind gesellschaftlich vor allem ein Rettungsschirm für in Not geratene Atomstromanbieter. Den sollte man höchstens aufspannen, wenn auch die Öko-Bilanz stimmt. Das findet aber nur raus, wer Zweifel zulässt – und auf ihre Risiken schaut. Das erfordert, die Warnungen der Walschützer ernst zu nehmen, die anders als Greenpeace nicht vorhaben, an Meeres-Windparks mitzuverdienen. Denn sonst entpuppt sich der Green New Deal am Ende bloß als das alte dreckige Geschäft – in neuer Verkleidung.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!