Kommentar Walfang: Da bläst er!
Bei "Sea Shepherd" nehmen sie gerne den Mund voll, man gibt sich betont militant und martialisch. Dieses Mal hat die Organisation wirklich etwas zu feiern.
O peration No Compromise" hatten die Anti-Walfang-AktivistInnen von "Sea Shepherd" die diesjährige Auflage ihrer Kampagne gegen den Walfang Japans in der Antarktis getauft. Nach Teilerfolgen in den letzten Jahren hatte man angekündigt "den jährlichen Gräueltaten" diesmal "ein für alle Mal" ein Ende zu setzen.
Bei "Sea Shepherd" nehmen sie traditionell gerne den Mund voll, man gibt sich betont militant und martialisch. Doch diesmal können sie sich wirklich einen schönen Skalp an die Piratenflagge heften. Der hautnahe Kontakt, den die drei Schiffe von "Sea Shepherd" zur japanischen Fangflotte hielten, hinderte deren Besatzungen so nachhaltig am Harpunieren, dass das als "wissenschaftlich" verbrämte Walschlachten vorzeitig beendet werden musste.
Damit ist nicht nur die Protest-Taktik für die kommende Walfangsaison Japans vorgegeben – sollte es sie geben. Auch Norwegen und Island, die beiden übrigen Fangnationen, werden sich warm anziehen müssen. "Greenpeace" und "Sea Shepherd" hatten in den letzten Jahren ihre Proteste auf Japan konzentriert, weshalb die Walfänger vor den Küsten Islands und Norwegens relativ ungestört blieben. Stattdessen ausgerufene Waren- und Tourismusboykottaktionen hatten kaum ein Echo. Politische Proteste blieben gar völlig wirkungslos.
REINHARD WOLFF ist Skandinavien-Korrespondent der taz.
Neue internationale Aufmerksamkeit für diesen Fang, der vorwiegend einer lautstarken Fischereilobby geschuldet ist, sich wirtschaftlich aber nicht mehr rechnet - in allen drei Ländern stapelt sich unverkäufliches Walfleisch in den Kühlhäusern -, könnte dort den sowieso stärker gewordenen nationalen Anti-Walfang-Fraktionen den Schwung geben, damit die Harpunen endgültig verschrottet werden. Dann wäre tatsächlich der "Sieg für die Wale" erreicht, den "Sea Shepherd" jetzt etwas voreilig ausgerufen hat.
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