piwik no script img

Archiv-Artikel

Kommentar: Wahlkampfauftakt Steinbrück, kontraproduktiv

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück gibt sich zum Wahlkampfauftakt siegesgewiss – und macht die Kakophonie der Berliner Koalition für die schlechten Umfragewerte gerade seiner Partei verantwortlich. Doch leider vergisst der SPD-Spitzenkandidat einmal mehr etwas Entscheidendes: Gerade er sollte sich an seinen eigenen Rat halten – und die Berliner Parteifreunde nicht öffentlich kritisieren. Denn das ist – wie von Steinbrück selbst wortreich beklagt – nicht nur kontraproduktiv, sondern aus seinem Mund schlicht frech.

Denn mit seiner selbstinszenierten Dauer-Koalitionskrise, mit der sich Steinbrück im vergangenen Sommer als neuer starker Mann in Düsseldorf profilieren wollte, hat er selbst den Grundstein für die schlechten Umfragewerte gelegt: Bar jeder politischen Vernunft hat es der Regierungschef über Wochen darauf angelegt, Rot-Grün als zerstrittenen Haufen dazustellen, in dem der kleine Koalitionspartner nur bremst. Der Sozialdemokrat wollte sich und seine Genossen als Macher, als Erneuerer darstellen – und zeigte nur, dass er von praktischer Politik nichts versteht.

Denn bis heute fehlt Steinbrücks Regierungsstil der Esprit: Der Norddeutsche, dem seine eigenen Berater attestieren, er „gehöre nicht zu uns“, gibt sich weiter dröge wie zu seiner Zeit als Finanzminister. Die Folge: Während die Grünen weiter zulegen, sackt die SPD in ihrem Stammland mit Steinbrück auf miserable 29 Prozent. Nicht nur Steinbrücks Schuld, sicher. Aber auch.

ANDREAS WYPUTTA