Kommentar Waffenstillstand im Kongo: Kompromiss der Generäle
Der Schweigen der Waffen im Kongo kommt überraschend. Damit aus dem Waffenstillstand jedoch ein dauerhafter Frieden wird, sind jetzt weitere Verhandlungen notwendig.
D er Osten der Demokratischen Republik Kongo ist eine der leidgeprüftesten Regionen der Erde: Seit 15 Jahren herrschen hier Krieg und ethnischer Hass, über 1,2 Millionen Menschen sind zum Teil schon seit Jahren auf der Flucht und das Elend der Bevölkerung wächst, allen Befriedungsversuchen zum Trotz.
Dominic Johnson ist Afrika-Redakteur im Auslandsressort der taz.
Die Tutsi-Rebellen von Laurent Nkunda haben in den letzten Monaten große Gebiete erobert. Dass sie jetzt, zusammen mit der kongolesischen Regierungsarmee sowie den ostkongolesischen Hutu-Führern, das Ende ihres blutigen Konflikts verkündet haben, ist mehr als nur ein Schritt zum Frieden - für die Menschen im Ostkongo wirkt es wie die Geburtsstunde eines neuen Zeitalters. Sie können es noch kaum fassen, was die Generäle da untereinander ausgeheckt haben - und zumindest bislang auch wirklich in die Tat umsetzen.
Möglich wurde das nur, weil die Friedensgespräche der letzten Wochen unter strikter Geheimhaltung abliefen und die kriegsführenden Militärs mit den Politikern aus dem Kongo und Ruanda unter sich waren. Weder die internationale Gemeinschaft noch die lokale Bevölkerung waren eingebunden. Am Schluss ging der Krieg so zu Ende, als habe ein Schiedsrichter ein Fußballspiel abgepfiffen: Von einer Sekunde zur nächsten gingen die Kontrahenten Hand in Hand vom Platz.
Diese Stärke des neuen Friedensprozesses im Ostkongo ist zugleich seine Schwäche. Die Menschen, um die es geht, wurden wieder einmal komplett ignoriert. Die vielschichtigen politischen Gründe, die zu Nkundas Rebellion führten, kamen nicht zur Sprache - es ging allein um einen Kompromiss zwischen Generälen. Ethnische Ausgrenzung, der Kollaps des Staates und die Willkür bewaffneter Kräfte - all diese zentralen Fragen harren im Ostkongo noch immer einer Antwort.
Auf das Schweigen der Waffen muss deshalb jetzt ein politischer Verhandlungsprozess folgen, der zu einem dauerhaften Frieden führt. Hier müssen die Kriegsparteien nun ebenso viel Eifer an den Tag legen, wie sie es bislang in militärischen Dingen getan haben.
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