Kommentar Vertrag Uni und Deutsche Bank: Wissenschaft im Ausverkauf
Der Kooperationsvertrag der Deutschen Bank mit zwei Berliner Universitäten geht zu weit. Die Wirtschaft darf nicht die Kontrolle über Institute der Wissenschaft erhalten.
rgert sich Bildungsministerin Annette Schavan über den "Sponsoren- und Kooperationsvertrag", den die Deutsche Bank jetzt mit zwei renommierten Berliner Spitzenuniversitäten abgeschlossen hat, oder freut sie sich darüber? Spannende Frage. Denn dass die Privatwirtschaft sich "engagierter" in die Finanzierung der deutschen Universitätslandschaft einbringen muss, ist das zentrale hochschulpolitische Mantra der Ministerin.
Drei Millionen Euro jährlich ließ sich die Deutsche Bank nun die Auftragsforschung an zwei Berliner Universitäten kosten. Das ist viel Geld für eine chronisch unterfinanzierte Institution. Und: Es ist zu viel Geld.
Nun kann man fragen: Was ist daran verwerflich, wenn sich die Kompetenzen privater Unternehmen mit denen der freien Wissenschaft offen und transparent begegnen? Erst recht, wenn die Wirtschaft dafür auch noch ordnungsgemäß zahlt? Und leicht könnte man sagen: nichts.
MARTIN KAUL ist taz-Redakteur für soziale Bewegung und Politik von Unten.
Doch im Fall an den Berliner Universitäten geht es nicht um reine Auftragsforschung, sondern um die Gründung eines ganzen Instituts. Die beiden Universtäten, vertreten durch ihre Präsidenten, gaben die Kontrolle über den Lehr- und Forschungsplan dieses Instituts strukturell aus der Hand. Damit ist eine Grenze überschritten.
Der nun öffentliche Vertrag dieser Kooperation führt das ganze Ausmaß, den das oft beschworene "Engagement" der Wirtschaft inzwischen erreicht hat, drastisch vor Augen. Wer sich mit den vielen Knebelklauseln beschäftigt, denen die Universitäten hier aus freien Stücken zugestimmt haben, darf sich fragen: Welches Interesse haben sie, diese Forschung im Sinne der Deutschen Bank so gefügig zu unterstützen?
Jeder weiß, dass Auftragsforschung an deutschen Unis nichts Neues ist. Neu ist aber, dass sich Unternehmen nicht nur die Namen von Hörsälen kaufen, sondern auch auf die Inhalte der Vorlesungen und Prüfungen ungeniert Einfluss nehmen dürfen. War das wirklich Ihr Plan, Frau Schavan?
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