Kommentar Vätermonate: Lifestyle-Machos in der Chefetage

Auch Männer, die sich als klassische "Familienernährer" sehen, wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und stehen den Vätermonaten positiv gegenüber.

Gerade erst wollten manche in der Union deren "konservatives Profil" geschärft wissen, da werden sie schon wieder ausgebremst. Familienministerin Kristina Köhler hat nun klargestellt: Sie verfolgt in der Familienpolitik den Modernisierungskurs, den Ursula von der Leyen einschlug, weiter. Die Vätermonate werden ausgeweitet, das Teilelterngeld ermöglicht eine bessere Teilzeitregelung auch für Väter. Zudem schreibt sie den Konservativen im Focus einen schmerzhaften Satz ins Stammbuch: Die traditionelle Familie solle nicht mehr bevorzugt werden. Das sitzt.

Dieser Modernisierungskurs ist rational – sogar für die Union. Laut einer großen Männerstudie des Sinus-Instituts möchten auch Männer, die sich als klassische "Familienernährer" sehen, mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und stehen den Vätermonaten positiv gegenüber. Sie empfinden es als ungerecht, dass ihre Chefs dies aber oft nicht zulassen.

Woher rühren dann die schrägen Töne gegen "Wickelvolontariate"? Woher der Widerstand vieler Chefs gegen Väter, die ihre Vaterschaft ernst nehmen? Oder jetzt die Warnung der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vor der "Zerstörung" der Familie durch den Sozialstaat, der Mütter unabhängiger von Männern macht?

ist Inlandsredakteurin mit einem besonderen Focus auf Geschlechterpolitik bei der taz.

Die Sinus-Studie gibt auch hier eine Antwort: Das "traditionelle Milieu", das ein reaktionäres Männerbild pflegt, wird zwar immer kleiner, aber es bevölkert noch immer einen großen Teil der Chefetagen in diesem Lande. Dort trifft man auf die modernisierte Variante des alten Patriarchen, den sogenannten Lifestyle-Macho. Der ist gut gestylt und in der Hochkultur bewandert, pflegt aber ein reaktionäres Geschlechterbild.

Nicht wenige Chefsessel in den Medien sind mit dieser Spezies bestückt. Und so werden Spiegel-, FAZ- oder Focus-Leser weiterhin mit chauvinistischen Schwanengesängen beschallt, während in der Mitte der Gesellschaft die Männer längst Pastinakenbrei kochen und Rotznasen abwischen.

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Jahrgang 1968, ist seit langem Redakteurin für Geschlechterpolitik in der taz und im kulturradio vom RBB. Von ihr erschien unter anderem das Buch „Der Kopftuchstreit. Das Abendland und ein Quadratmeter Islam“. 2009 wurde sie mit dem Preis „Der lange Atem“ des Journalistenverbands Berlin Brandenburg für die Berichterstattung über Geschlechterstereotype ausgezeichnet.

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