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Kommentar Überhöhte GaspreiseMangelnder Wettbewerb

Kommentar von Stephan Kosch

Wer die Netze hat, hat die Macht. Deshalb gehören sie in die Hand des Staates, dem wirklich ein Interesse an fairen Energiepreisen unterstellt werden kann.

Die Deutschen zahlen zu viel für ihr Gas. Was auch die Monopolkommission kürzlich anmahnte, hat nun erneut eine aktuelle Studie im Auftrage der Grünen belegt. Die Ölpreissenkungen, an denen sich auch der Gaspreis orientiert, werden nicht ausreichend an die Kunden weitergegeben. Eine Milliarde Euro zusätzlich fließt an die Unternehmen.

Das ist ärgerlich, denn die Kunden zahlen bis zu 90 Euro mehr im Jahr an die Versorger, als sie eigentlich zahlen müssten. Jetzt alles auf den trägen Verbraucher zu schieben wird dem Problem nicht gerecht. Zwar gibt es zumindest in nahezu allen großen Städten Alternativen zum alteingesessenen Anbieter, aber generell sind die Strukturen des Marktes auch elf Jahre nach der theoretischen Liberalisierung immer noch viel zu starr und auf die Bedürfnisse der ehemaligen Monopolisten ausgelegt.

Bild: taz

Stephan Kosch ist Redakteur im taz-Ressort Ökologie und Wirtschaft.

Dass die Unternehmen eine möglichst hohe Gewinnspanne erzielen wollen, ist ihnen nicht wirklich vorzuwerfen. Wohl aber muss sich die Politik, die im gesamten Energiesektor auf die Bildung weniger großer nationaler Champions gesetzt hat, fragen lassen, warum sie ihre Macht nicht nutzt. Warum vertreten deutsche Regierungen stets die Interessen der Energiekonzerne gegen die Liberalisierungsversuche der EU-Kommission? Warum bleiben die Netze, egal ob beim Strom oder beim Gas, weiterhin in der Hand der großen Unternehmen, die eh schon eine marktbeherrschende Stellung haben?

Wenn die Liberalisierungspolitik der vergangenen Jahre eines gelehrt hat, ist es doch dies: Wer die Netze hat, hat die Macht. Das gilt für die Bahn ebenso wie für die Telekommunikation. Und eben auch für den Energiesektor. Deshalb gehören sie in die Hand des Staates, dem wirklich ein Interesse an fairen Energiepreisen unterstellt werden kann. Dieser Ansatz wäre zukunftsträchtiger als die Debatte über AKW-Laufzeiten oder den Steueranteil an den Energiepreisen.

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