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Kommentar US-Sanktionen gegen den IranObama schießt am Ziel vorbei

Kommentar von Bahman Nirumand

Im Atomstreit mit dem Iran hat nach der EU nun auch die USA harte Sanktionen beschlossen. Diese treffen aber nur den Außenhandel, nicht das Nuklearprogramm.

Z wei Wochen nach von der EU beschlossenen harten Sanktionen haben nun auch die USA im Atomstreit mit dem Iran am Montag nachgelegt. US-Präsident Barack Obama verfügte die Blockade von Eigentum und Vermögenswerten der iranischen Regierung und Zentralbank in den USA. Davon betroffen seien auch alle iranischen Finanzinstitutionen, teilte das Weiße Haus in Washington mit.

Die iranische Regierung versucht die Bedeutung der Sanktionen herunterzuspielen, doch der von der EU beschlossene Boykott des iranischen Öls gemeinsam mit dem Boykott der Zentralbank, dem nun auch die USA gefolgt sind, werden der iranischen Wirtschaft spürbare Schäden zufügen werden.

Der Iran kann zwar weiterhin sein Öl und Gas exportieren – dafür wird es immer Abnehmer geben. Schwer wird es aber, den Erlös in Dollar oder Euro zu erhalten. Dafür waren die Zentralbank und wenige andere Banken zuständig, die nun von der EU und den USA boykottiert werden.

Bahman Nirumand

Nirumand ist Publizist. Er war in der deutschen Studentenbewegung von 1968 aktiv und erlebte die Iranische Revolution 1979 vor Ort. Heute lebt er in Berlin.

Teheran wird daher gezwungen sein, für das exportierte Gas oder Öl Währungen entgegenzunehmen, mit denen der Kauf von Waren nur in dem betreffenden Land möglich ist. Dadurch wird der gesamte Außenhandel Irans in Mitleidenschaft gezogen. Vor drei Wochen haben Russland und Iran vereinbart, künftig ihren bilateralen Handel in ihren eigenen Währungen, Rubel und Rial, abzuwickeln.

Umsetzung des Boykotts fraglich

Die verhängten Sanktionen schaden aber auch dem Westen. Die Boykottmaßnahmen leisten dem von Präsident Mahmud Ahmadinedschad schon seit Jahren eingeschlagenen Kurswechsel vom Westen nach Osten Vorschub. Bereits jetzt ist der iranische Markt von chinesischen Waren überhäuft. Immerhin betrug der Export der EU-Staaten in den Iran 2010 trotz bestehender Sanktionen rund zwölf Milliarden Dollar.

Sicher ist auch, dass die neuen Strafmaßnahmen den Ölpreis auf dem internationalen Markt in die Höhe treiben werden. Der Internationale Währungsfond rechnet mit einem Anstieg von 20 bis 30 Prozent, was in der Zeit der europäischen Schuldenkrise die Wirtschaft nicht gerade beflügeln wird. Ohnehin ist es fraglich, ob alle EU-Länder dem Ölboykott umsetzen werden. Für Länder wie Griechenland, das mehr als 50 Prozent seines Ölbedarfs zu sehr günstigen Preisen aus dem Iran bezieht, wäre der Verzicht kaum hinnehmbar.

Fraglich bleibt schließlich auch, ob die Sanktionen Iran zur Aufgabe seines Atomprogramms zwingen werden. Das ist kaum denkbar. Denn das Regime in Teheran würde mit dem Verzicht seine Legitimation und Autorität gänzlich verlieren. In diese Lage wird es aber ohnehin nicht geraten. Denn solange sich Abnehmer für das iranische Öl finden, wird das Regime alles erhalten, was es zu seinem Machterhalt braucht. Die Folgen und das Leid der Sanktionen muss die iranische Bevölkerung ertragen.

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6 Kommentare

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  • R
    @RedNeck

    Wer gibt den USA und Israel das Recht dem Iran die Nutzung der Kernenergie zu verbieten?

    M.E. sollten die Perser alles daran setzen so schnell wie möglich eine wirksame atomare Drohkulisse zu errichten um vor den westlichen Kriegstreibern geschützt zu sein. Und wer immer noch an die Durchsetzung von Menschenrechten, Demokratie, Weapons of Massdestruction oder sonst einen Vorwand glaubt, der sehe sich einfach die katastrophalen post-"Befreiungs"zustände in Afg, Irak, Lybien an! Nichts erreicht und dafür Millionen (!) Menschen tot! Allen die hier auf ihren fetten Ärschen sitzen und nach Krieg schreien als wäre es das Normalste der Welt, dass unsere "Freunde" ein souveränes Land nach dem anderen überfallen, denen wünsche ich von Herzen, dass sie mal hautnah erleben was das Wort Krieg eigentlich bedeutet.

    Der Boykott der USA und ihrer Marionetten könnte aber den positiven Effekt haben, dass China,Russland und Indien auf den Geschmack kommen und auch von anderen Öl-Lieferanten verlangen, dass sie ihr öl in den jeweiligen Währungen bezahlen können. Das Ende des Petro-Dollar ist schon längst überfällig..

  • T
    tristan1936

    es ist doch der alte trick der usa:UND WILLST DU NICHT MEIN BRUDER SEIN- SO SCHLAG ICH DIR DEN SCHÄDEL EIN!!!!

    das ist us-demokratie vom feinsten.

    beweise nötig??

    irak,afganistan,jetzt iran.wo das nicht klappt,wird subversiv gewühlt.wieso sagt obama: wenn schon keine syrienresolution ,dann waffen für die "AUFSTÄNDISCHEN"!!! das sagt doch alles.

    es geht nur um vormacht und wirtschaftsinteressen des israel-usa-imperialismus.

    ein vorschlag für die lösung des atomproblems?

    ganz einfach: erst einmal die an den pranger stellen ,die heimlich schon die atombombe haben!

    und das ist im nahen osten ISRAEL,für alle die das immer noch nicht wissen sollten.

    menschenrechte,atombombe- sind den usa nur vorwände,im grunde völlig schnuppe!guantanamo schon vergessen?die verwüstung des ira!.die fadenscheinigen argumente der usa zu ihrem gottlob mißlungenen afg.abenteuer:da ging es um die realisierung der 2002 mit der marionette karsai abgeschlossenen pipelinverträge!

    es wäre eine erlösung für die welt,wenn die kriegshetzer usa/israel einmal einen massiven tiefschlag bekommen würden.diese stürzen die welt in den abgrund.nicht der iran,nicht rußland oder china.

    die westlichen länder schwadronieren nur die von den usa/israel diktierten märchen nach.

  • Z
    Zoowärter

    Ich hätte mich gefreut neben der vermutlich richtigen Analyse - Sie dürften den Interna des Iran näher sein - auch einen zielführenden Vorschlag zur Lösung des Problems zu finden. Es ist wohlfeil Obama und die EU zu kritisieren ohne eine Handlungsalternative zu benennen. Auf Treu und Glauben gegenüber der Mullah-Diktatur werden Sie uns doch kaum verweisen wollen?

  • K
    Krieg

    Weiß man noch, was damals der Boykott gegen Japan ausgelöst hat?-Der Krieg im Pazifik nämlich! Ein verwundetes oder in die Enge getriebenes Tier beißt.Welcher Staat lässt sich schon erpressen? Ein Volk das zu sehr leidet, ist zum Krieg bereit.

  • R
    RedHead

    Der Kommentar widerspricht sich mehrfach selbst. Und das alles nur, um mit der Brechstange diese Maßnahme zu kritisieren.

    Fakt ist, dass jede Boykottaktion zunächst mal die Bevölkerung trifft, solange das Regime nicht einlenkt. Das liegt einfach daran, dass diejenigen, die die Macht haben auch am ehesten den Schaden von sich abwenden können. Dies hat aber Grenzen. Man kann dem Proletariat nicht dauerhaft das nötigste wegnehmen, was sie brauchen, um ihre Arbeitskraft zu erhalten. Dadurch sinkt zwangsläufig die Produktivität und damit die Grundlage der Macht. Gleichzeitig steigt der Widerstand in der Bevölkerung an. Das ganze hat nur indirekt mit dem Atomprogramm zu tun, das mag sein. Die Chancen sind aber gut, dass das Atomprogramm eingestellt wird, wenn die Theokratie beseitigt ist. Die Iraner haben dringendere Probleme, als einen Atomkrieg mit Israel anzustreben.

    Zu kritisieren bleibt, dass der Boykott erst jetzt kommt und dass es immernoch Abnehmer für iranisches Öl gibt. Das zieht das ganze Prozedere in die Länge und senkt die Chancen, dadurch einen Krieg abwenden zu können.

  • T
    Tanja

    "Fraglich bleibt schließlich auch, ob die Sanktionen Iran zur Aufgabe seines Atomprogramms zwingen werden."

     

    Wenn man es nicht ausprobiert, bleibt es auf ewig fraglich, keine Frage. Der Bokott ist richtig und das er wirkt zeigen ja die Streiks der Bevölkerung und der zunehmende Hass auf Achmadenischads System.

    Die Wirtschaft würde nach einem Boykottende schnell wieder Fahrt gewinnen, da Iran ja Öl verkaufen kann im Gegensatz zu Griechenland.

     

    Zusehen, wie Iran die Abombe fertigt und auf Israel wirft ist der ganz falsche Weg.