Kommentar US-Balkan-Politik: Die Nato - eine Brücke zur EU
Für die Bevölkerung in Ex-Jugoslawien bedeutet die Nato eine Sicherheitsgarantie gegen weitere Bürgerkriege. Kritik an der Nato äussern daher nur die Extremisten
Erich Rathfelder ist taz-Korrespondent in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien.
Für den US-Vizepräsidenten Jo Biden sind während seiner Balkanrundreise die Stationen Bosnien und Herzegowina und Kosovo eigentlich Heimspiele. Denn die Mehrheit der Menschen in Bosnien und die überwältigende Mehrheit im Kosovo setzen ihre Hoffnung darauf, dass nach dem Missmanagement der Bush-Administration und dem vielfachen Versagen des uneinigen Europa endlich wieder an die Clinton-Zeit angeknüpft wird.
Die politischen Forderungen sind klar: Benötigt wird in Bosnien eine neue Verfassung, die den Gesamtstaat stärkt, und im Kosovo ein Ende der Rumeierei der UN-Repräsentanten und der Eulex-Mission in Bezug auf den Status des Kosovo. Beide Wünsche wird Biden in Sarajevo und Prishtina als Ziele der US-Politik ankündigen. Mit der Bestallung eines Sonderbeauftragten für die Region könnte dieser Politik Nachdruck verliehen werden.
Schwerer wird es für Biden in Serbien. Der erhoffte Neuanfang in den Beziehungen kann ja nicht nur den Serben Opfer abverlangen. Biden muss auch ihnen ein faires Angebot machen. Und das ist die - bisher nicht gerade enthusiastische - Unterstützung der USA für die Mitgliedschaft Serbiens in der Nato, für die Einbindung Belgrads in die supranationalen Strukturen des Westens mit dem Ziel einer EU-Mitgliedschaft.
Zehn Jahre nach dem Nato-Krieg gegen Serbien will die Mehrheit der Serben selbst in der Nato sein. Für die Bevölkerung des Balkans insgesamt bedeutet die Nato eine Sicherheitsgarantie, Kriege auf dem Balkan würden dann unmöglich. Als Mitglieder der Nato haben sie bessere Aussichten, den Sprung in das Europa der EU zu schaffen. Proteste gegen die Nato wird es anders als im längst abgesicherten Westen daher nur von serbischen nationalistischen Extremisten geben.
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