Kommentar Terroranschlag in Pakistan: Hausgemachter Terror
Offenbar haben die pakistanischen Generäle darauf spekuliert, auch die Taliban eines Tages wie Schachfiguren einsetzen zu können. Diese Strategie ist gescheitert.
P akistans Politiker und Generäle werden nach dem brutalen Anschlag auf Polizeikadetten in der Stadt Charsadda wieder sagen: Seht alle her, Pakistan ist ein Opfer des Terrorismus - und kann daher mit Leuten wie Osama bin Laden gar keine gemeinsame Sache gemacht haben.
In der Tat sind in den vergangenen Jahren tausende Pakistaner Anschlägen zum Opfer gefallen. Die Pakistanischen Taliban (TTP) suchen sich dabei gezielt immer wieder auch zivile Angriffsziele aus.
Doch der Terror im eigenen Land ist kein Beweis dafür, dass Pakistans Sicherheitsapparat keine Terrorgruppen unterstützt. Die Terrorkampagne der TTP ist die Folge einer rücksichtslosen Sicherheitspolitik, die seit Ende der 70er Jahre auf militante Gruppen setzt, um Pakistans Interessen in den Nachbarländern Indien und Afghanistan gewaltsam durchzusetzen.
SASCHA ZASTIRAL ist taz-Korrespondent in Indien und Pakistan.
Pakistans Armee und der Geheimdienst ISI haben zunächst die Mudschaheddin unterstützt und später den afghanischen Taliban zum Sieg verholfen. Gleichzeitig erhielten Terrorgruppen wie Laschkar-i-Toiba (LeT) Unterstützung, um im benachbarten Indien für Schrecken zu sorgen.
Daher hat Pakistans Sicherheitsapparat auch gegen die etwa ein Dutzend militanten Gruppen, die sich nach dem Einmarsch der ausländischen Truppen in Afghanistan 2001 im Grenzgebiet gebildet und später zu den Pakistanischen Taliban zusammengeschlossen haben, auffällig lange kaum etwas unternommen.
Offenbar haben die Generäle darauf spekuliert, auch diese Gruppen eines Tages wie Schachfiguren in ihren Machtspielen einsetzen zu können. So wie sie es bei den afghanischen Taliban, bei Terrorgruppen wie Laschkar-i-Toiba und - wie der Aufenthaltsort bin Ladens nahelegt - wohl auch bei al-Qaida getan haben. Diese Strategie geht nun immer mehr nach hinten los.
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