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Kommentar TarifverhandlungenMitfahren im Aufzug

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Dass sich die Metallbranche stabilisiert, ist ein gesellschaftliches Signal: Es wird nicht alles immer schlechter in der unteren Mittelschicht.

M it orange Westen, Trillerpfeifen und Transparenten stehen die Beschäftigten in der Metallindustrie vor den Werktoren, um ihren Forderungen nach mehr Lohn Ausdruck zu verleihen. Es geht in diesem Tarifkonflikt um den „fairen Anteil“ der Arbeitnehmer am Erwirtschafteten, wie die IG Metall betont.

Ein Lohnplus, das nur die Inflation ausgleicht, reicht daher nicht aus. Stattdessen muss diesmal wieder das alte „Verbesserungsversprechen“ eingelöst werden, das typisch ist für die Tarifpartnerschaft: Wenn es bei den Unternehmen aufwärts geht, müssen auch die Facharbeiter mitfahren dürfen im Aufzug nach oben.

Der Metallindustrie geht es recht gut, im vergangenen Jahr stieg die Produktion um 13 Prozent, derzeit stagnieren die Auftragseingänge, aber von einer Flaute kann keine Rede sein. Im Durchschnitt liegt das Arbeitsentgelt in der männlich dominierten Metall- und Elektrobranche bei 48.000 Euro brutto im Jahr, davon können Vollzeitbeschäftigte etwa in der Gesundheitsbranche nur träumen.

taz
Barbara Dribbusch

ist Redakteurin im Inlandsressort der taz.

Sicher ist, wer als Zeitarbeitnehmer in einer Autofabrik ackert, ist auch dort ein Beschäftigter zweiter Klasse. Allerdings sind in der Metallbranche nur 6,8 Prozent der Beschäftigten als Zeitarbeiter tätig, der Anteil stagniert, sodass von einer sich epidemisch ausbreitenden Form dieser Arbeitsverhältnisse derzeit nicht gesprochen werden kann.

Neid auf die Metaller ist dennoch fehl am Platze. Schließlich haben Tausende dieser Beschäftigten während der Finanz- und Exportkrise durch die Kurzarbeit hohe Einkommenseinbußen gehabt und um ihre Jobs gezittert. Wenn sich die Belegschaften in der Metallbranche nun einkommensmäßig weiterstabilisieren und ein sattes Plus verzeichnen könnten, dann wäre das auch ein gesamtgesellschaftliches Signal: Es wird nicht alles immer schlechter mit den Einkommen in der unteren Mittelschicht.

Dieses Signal hilft auch anderen Branchen. Eine Vier vor dem Komma muss daher mindestens sein.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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4 Kommentare

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  • L
    <Detlev

    Es kann sein, dass die Zahl 6,8 Prozent nicht richtig ist. Die Zeitarbeits- und Verleihfirmen arbeiten ja nicht nur mit der Metall- und Elektroindustrie zusammen, sondern sind auch in anderen Branchen aktiv, deswegen vermute ich, dass die Zahl eventuell höher ist. Aber es ist schon interessant, wer das macht und wie. Airbus in Hamburg zum Beispiel leiht massiv aus, obwohl das Unternehmen reichliche Subventionen der Stadt und des Staats kassiert hat. Es gibt sogar einen Tarifvertrag, der es dem Untenehmen erlaubt einen bestimmten Prozentsatz auf diese Weise zu beschäftigen.

  • L
    libra12

    Hans, die Dribbusch meint BRUTTO, Sie vermutlich NETTO!

    Denn dass Sie als Festangestellter Metaller nur ca. 1500 Brutto monatlich haben, das glaub ich wirklich nicht! Das wäre dann ungefähr ein Zeitarbeiter-Gehalt.

  • JK
    Juergen K.

    Mitnichten !

     

    Bei 2 500 Mrd BIP,

    1 400 Löhnen und Gehältern und 1 100 Mrd Gewinnen

     

    Liegt Lohnwucher vor.

  • H
    Hans

    "Im Durchschnitt liegt das Arbeitsentgelt in der männlich dominierten Metall- und Elektrobranche bei 48.000 Euro brutto im Jahr"

     

    Achso, das ist ja interessant. Und wo?

    Ich arbeite selbst in der Branche kenne hier in der Region keinen, der wesentlich mehr als 20.000€ pro Jahr bekommt.