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Natürlich hat jeder nicht völlig Debile gewusst, dass im Ausswärtigen Amt keine Widerstandskämpfer tätig waren, sondern dieselben Nazis, die auch sonst in anderen deutschen Behörden ihr Unwesen trieben. Trotzdem ist die wissenschaftliche Dokumentation wichtig, um die Täterlegendenbildung und posthume Lobhuddelei für Verbrecher zu beenden.
Volle Zustimmung. Es fehlt noch die Information, dass sich Teile von Westerwelles Partei, allen voran Lambsdorff, für eine Generalamnestie für NS-Verbrecher eingesetzt haben. Jetzt, wo alle tot sind, ist die Betroffenheit groß... siehe auch http://www.freitag.de/community/blogs/stephan-stracke/ein-etwas-anderer-nachruf-auf-otto-graf-lambsdorff
Naja, es wird immer nur schöne das aufgearbeitet, was wenig wehtut, auch wenn wir da immer noch einigen anderen Ländern voraus sind (Stichwort Japan). Es wäre aber auch schön, mal die wirklich stacheligen Wahrheiten und Vermutungen anzusprechen, z.B. die Instrumentalisierung von Nazigrößen in Hinblick der Bekämpfung des Kommunismus im Kalten Krieg - besser gesagt, die Absicherung und Vermehrung des Kapitals gegen die kommunistische Gefahr - Stichwort 'Gladio/Stay Behind' und wie das Ganze eskalierte (natürlich nicht nur in Deutschland). Da überrascht es ja nun wenig, dass das Ausw. Amt sich da lange Zeit nicht gern um Aufklärung bemüht hat (um in der Formulierung vorsichtig zu bleiben).
Danke für diesen Kommentar.
Mit knapp 70jähriger Verspätung wird mit gespieltem Entsetzen festgestellt, was doch zuvor schon völlig offensichtlich war: dass Deutschland sein Nazivolk eben nicht ausgetauscht hatte und dieses Pack es sich im Nachkriegsdeutschland bequem gemacht hat.
Globke, Filbinger, Kiesinger, Carstens, Dregger, zwei FDP-Aussenminister etc - so viel Tomaten auf den Augen konnte man gar nicht haben. Auf den unteren, nicht sichtbaren Rängen sah es nicht anders, eher schlimmer aus.
Es ist schon eine einzigartige Leistung, wie einerseits eine Sonntagsreden-Gedenk- und Aufarbeitungskultur etabliert wurde, während leise und effizient dieselben "Eliten" die Hebel der Macht bedienten.
Jetzt, wo diese Generation nicht mehr an der Macht ist und es nur noch um Beerdigungsmodalitäten geht, werden auf einmal Untersuchungen bestaunt, die schon vor mehreren Jahrzehnten (zB von Prof Browning) vorlagen, aber niemand, auch nicht unsere angeblich freie Presse, interessierten.
Stefan Reinecke, wie immer, sehr gut. Wo mag Fischer nur in den letzten Jahrzehnten gelebt haben, was mag er gelesen, untersucht und verstanden haben von der Bundesrepublik, wenn er erst in seinem Außenministeramt von ihrer großen Verstrickung mit dem NS erfahren haben will... Machthunger macht oft blind.
ber vielleicht hat er ja nie sehen können.
Die ersten beiden Kommentare, die Schröder/Fischer mit Hitler und Co. vergleichen, sind - entschuldigung - lächerlich! Wenn, dann bitte Rot-Grün mit Churchill/Daladier vergleichen, meint ihr nicht?
Das heißt natürlich nicht, dass die jüngere Vergangenheit und die aktionen der Mächtigen (welcher auch immer) heute nicht untersucht une hinterfragt werden sollen.
@ GegenDasVergessen:
Ich widerspreche! Es wird nur halt so lange dauern, bus alle beteiligten erimitiert sind, dann machen sie die Archive auf.
Es muss ja nicht immer >300 Jahre dauern wie bei den Akten Vatikan vs, Galileo Galilei :)
Nicht weniger merkwürdig ist es, daß die heutige Tätergeneration um Fischer, Scharping, Schröder - nach UN-Statuten Kriegsverbrecher, die ersten deutschen Politiker nach dem III. Reich, die einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg vorbereitet und mit durchgeführt haben - frei ist, von einem Herrn Reinecke niemals in diesem Zusammenhang erwähnt, dafür aber zitiert wird.
Sollte es strategisch unklug von der Bande um Ribbentrop gewesen sein, sich nicht AntiFa genannt oder die falsche Parteifarbe ausgewählt zu haben?
Wir können es ja nun besser machen - arbeiten wir schonungslos die Verstrickung des Auswärtigen Amtes in völkerrechtswidrige Angriffskriege, Duldung (Mitwisserschaft?) an Folterflügen etc. auf. Mit Konsequenzen für Karrieren.
Wetten dass da nix passiert? Es ist ja soooo einfach, über die Eltern/Grosselterngeneratioon den Stab zu brechen - ist aber nur glaubwürdig, wenn man es selbst besser macht.
Weidel verharmlost die AfD, Wagenknecht hilft ihr dabei. Das TV-„Duell“ war für beide ein Erfolg, und auch für den Springer-Sender Welt TV.
Kommentar Studie zu NS-Diplomaten: Moral post mortem
Es ist etwas merkwürdig, dass man sich erst in dem Moment, in dem die Tätergeneration verschwunden ist, entsetzt zeigt und fassungslos feststellt, was alles schon bekannt war.
Die Bundesrepublik, so hört man oft, hat die NS-Geschichte ordentlich bewältigt. Es hat zwar etwas gedauert, weil man in den 50er Jahren mit Wiederaufbau beschäftigt war, aber mit den 68ern kam Schwung in die Gedenkbranche. Manchmal bestaunen kluge ausländische Beobachter, wie beispiellos intensiv Deutschland der eigenen Verbrechen gedenkt. In der zweiten Generation nimmt man solches Lob mit der angemessenen Mischung aus Scham und ein bisschen Stolz zur Kenntnis.
Für diese Art Selbstzufriedenheit gibt es keinen Grund. Die Studie über das Auswärtige Amt verdeutlicht noch mal, was längst bekannt ist. Die Eliten in Justiz und Wirtschaft, in den Ministerien und Beamtenapparaten waren vor und nach 1945 nahezu die gleichen. Und allzu oft verhinderten sie nach 1945 erfolgreich, dass publik wurde, welche Rolle sie im NS-System gespielt hatten. Das war Teil der Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik. Man brauchte effektive Eliten, die tun sollten, was sie konnten: funktionieren. Antifaschismus war etwas fürs Ausland und Sonntagsreden.
Es ist richtig, auch 2010 die Studie über das Auswärtige Amt zu veröffentlichen. Und richtig ist auch, wenn Westerwelle "Das Amt" zur Pflichtlektüre für die Diplomaten macht. Das mag eine seiner bedeutenderen Taten sein. Aber: Dies ist ein Streit um Nachrufe. Die Globkes und Filbingers sind tot.
Es ist etwas merkwürdig, dass man sich in dem Moment, in dem die Tätergeneration verschwunden ist, entsetzt zeigt und fassungslos feststellt, was alles schon bekannt war, aber in den letzten Jahrzehnten niemand so recht interessiert hatte. Was da sichtbar wird, ist eine Moral post mortem. Sie passt zu der bundesdeutschen Vergangenheitsbewältigung, in der es große Symbole, schillernde Debatten, wichtige Reden gab - und Wegschauen, wo es um konkrete Karrieren ging.
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Kommentar von
Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.