Kommentar Spanienkrise: Der Staat muss sich verschulden

Mit kosmetischen Tricks versucht Spanien die maroden Banken vom Staat fernzuhalten. Dabei ist eigentlich klar: Spanien muss unter den Rettungsschirm und dann seine Banken sanieren.

In der Eurokrise macht Kanzlerin Angela Merkel viele Fehler, aber diesmal hat sie recht. Es wäre verhängnisvoll, wenn den spanischen Pleitebanken direkt vom europäischen Rettungsfonds geholfen würde. Stattdessen muss weiter gelten: Nur Eurostaaten können Hilfskredite bekommen – um diese dann, bei Bedarf, an ihre maroden Banken weiterzuleiten.

Dieser Unterschied mag zunächst spitzfindig wirken. Aber es geht ums Ganze. Man stelle sich einmal vor, jede Bank könnte sich separat beim europäischen Rettungsfonds mit Eigenkapital eindecken. Dann würden alle maroden Institute auf ewig überleben. Daran kann niemand ein Interesse haben.

Der Finanzsektor in Spanien ist völlig überdimensioniert und muss schrumpfen. Diese Neuordnung ist jedoch eine politische Entscheidung, die daher auch von der zuständigen politischen Ebene getroffen werden muss – und das ist immer noch der spanische Staat. Er muss die Hilfskredite aufnehmen und sie an die notleidenden Banken verteilen.

Aber natürlich ist es kein Zufall, dass sich die spanische Regierung mit allen Mitteln wehrt, noch weitere Kredite aufzunehmen. Das Land steckt in einer tiefen Rezession, und schon deswegen steigen die Staatsschulden rasant. Wenn jetzt auch noch die Milliarden für die Bankenrettung hinzukommen, dann wird offenbar: Spanien ist pleite. Also wird mit kosmetischen Tricks versucht, den Finanzbedarf der maroden Banken vom Staat fernzuhalten.

Dahinter steckt die absurde Idee, dass es volkswirtschaftlich einen Unterschied machen würde, ob der Privatsektor verschuldet ist – oder der Staat. Tatsächlich jedoch gilt: Die Gesamtverschuldung aller Sektoren zählt. Denn Schulden – wer immer sie gemacht hat – werden alle aus dem gleichen Topf bedient: aus der Wirtschaftsleistung eines Landes.

Es ist also eigentlich sehr übersichtlich: Spanien muss unter den Rettungsschirm – und dann seine Banken sanieren.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.