Kommentar: Schulpolitik : Aus Pisa nichts gelernt
Ein Trauerspiel: Seit Jahren werden die miesen Ergebnisse gerade deutscher Schülerinnen und Schüler in der internationalen Vergleichsstudie Pisa auf breitestem Raum diskutiert – doch die Politik hat nichts gelernt. Sieben Monate vor der Landtagswahl stehen sowohl CDU und FDP wie SPD und Grüne mit leeren Händen vor den Wählern: Ein schlüssiges Gesamtkonzept kann den Bürgern kein politisches Lager bieten.
Zwar sagt das auf Seiten von Rot-Grün niemand mit so schöner Offenheit wie CDU-Schulexperte Bernhard Recker, der die Öffentlichkeit wie selbstverständlich um weitere Monate vertrösten will. Klar ist aber: Auch die schulpolitischen Forderungen von SPD und Grünen widersprechen sich derzeit diametral. Während die Grünen eine einheitliche Schulbildung für alle fordern, jede Schülerin, jeden Schüler dabei aber individuell fördern will, hält die SPD derzeit am bestehenden System fest. Vor der Wahl fürchten Ministerpräsident Peer Steinbrück wie seine Schulministerin Ute Schäfer eine Wiederauflage des erbittert geführten Streits um das Schulsystem.
Auf der Strecke bleiben dabei die Wählerinnen und Wähler – und deren Kinder: Sie haben ein Recht zu erfahren, wie das Schulsystem der Zukunft in Nordrhein-Westfalen aussehen soll, ob die SPD nur aus wahltaktischen Erwägungen auf Tauchstation ist oder wirklich am überkommenen viergliedrigen Konzept festhalten will, dass vielen nur schlechte Chancen einräumt. Und das vor der Wahl.
ANDREAS WYPUTTA