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Kommentar Sanktionen gegen EritreaDer somalische Sumpf

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

In Somalia lassen sich Gut und Böse nicht klar trennen. Die Afrikanische Union muss ihre Überparteilichkeit bewahren.

I n Somalias Krieg sind die Rollen von Gut und Böse klar verteilt: Es gibt eine international unterstützte Regierung und islamistische Rebellen. Die Guten werden von der internationalen Gemeinschaft unterstützt, weil die bösen Islamisten ebenfalls Unterstützung von außen bekommen. Folge: Man muss die Unterstützer der Islamisten isolieren. Das ist die Logik des Beschlusses der Afrikanischen Union, UN-Sanktionen gegen Eritrea wegen seiner Schützenhilfe für Somalias Islamisten zu fordern.

Bild: taz

Dominic Johnson ist Redakteur im Auslandsressort der taz.

In Wirklichkeit ist alles komplizierter. Somalias Regierung existiert nur auf dem Papier. Eine Armee hat sie nicht, sondern sie muss Milizen davon überzeugen, für sie zu kämpfen. Geschützt wird sie allein von einer symbolischen Friedenstruppe der Afrikanischen Union. Die Islamisten sind keine homogene Kraft, sondern eine eher interessengeleitete Koalition. Die wahren Machthaber, die Clanführer, Geschäftsleute und Warlords, lavieren zwischen den Fronten und suchen auf beiden Seiten Verbündete und Gehör. Wer auch immer in Mogadischu regiert, kann dies nur mit ihrer Hilfe tun. Deshalb ist das Gut-Böse-Schema reine Show fürs Ausland.

Wenn nun die AU auch auf internationaler Ebene Partei ergreift, um Eritrea wegen seiner Parteinahme zu isolieren, verabschiedet sie sich von jeder ernsthaften Friedenssuche. Das ist brisant nicht nur für Somalia, sondern für das Horn von Afrika insgesamt, dessen Länder gegeneinander auf Grundlage ihrer Rivalitäten in Somalia in Stellung gehen. In dieser Situation sind Beschlüsse zu einseitigen Strafmaßnahmen sinnlos - wenn jemand sie durchsetzen könnte, wäre es auch möglich, gegen den Krieg insgesamt einzugreifen. Und sie sind gefährlich: Sie heizen einen regionalen Machtkampf weiter an. Die UNO wäre gut beraten, der AU nicht zu folgen. Ansonsten gerät sie in einen somalischen Sumpf, in dem bisher noch jede auswärtige Macht stecken geblieben ist.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.

3 Kommentare

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  • F
    F.Solomon

    Respekt Mr Johnson.

     

    Ein knappe, aber dafür sehr gute Kommentar. Was nutzt mir aber meine Weisheit, wenn die Dummheit regiert. Weiter so, Dominic Johnson

  • S
    Stephan

    Solange in Deutschland offensichtlich somalisches Falschgeld verkauft und hergestellt wird, braucht sich Deutschland nicht über Mißstände in Somalia zu beschweren. Zur Zeit produziert die Staatliche Münzprägestätte in München (Bayrisches Hauptmünzamt) somalische Münzen. Im Auftrag eines Hamburger Geschäftsmannes. Die Centralbank Somalias bezeichnet dies als unauthorisierte Prägung. WAs ist jetzt schlimmer, wenn somalische Schwarze, die Hunger haben, ein Schiff überfallen, oder wenn im wohlhabenden Deutschland in staatlichen Münzprägestätten Falschgeld hergestellt wird?

  • F
    Florentine

    Wer von Somalia spricht, darf von der destabilisierenden Rolle der USA nicht schweigen. Jahrelang haben die USA in Somalia ihnen mißliebige Menschen mit Bombern und bewaffneten Drohnen getötet. Und schließlich sogar den somalischen Nachbarn Äthiopien, eines der ärmsten Länder der Welt, dank den USA auch eines der hochgerüstetsten Länder Afrikas, zum Einmarsch in Somalia aufgefordert. Das alles hat Chaos hinterlassen. Wieso ist davon nicht die Rede?