Kommentar Rieger-Schlaganfall: Schwerer Schlag für die NPD
Noch ist nicht sicher, ob der Neonazi Jürgen Rieger überleben wird. Doch so oder so muss die NPD einen herben Verlust hinnehmen, denn Rieger war ein wichtiger Finanzier.
Noch ist zwar nicht sicher, ob der Neonazi Jürgen Rieger überleben wird. Doch selbst wenn: Der Schlaganfall dürfte dem Holocaust-Leugner dermaßen zugesetzt haben, dass er nicht mehr zurechnungsfähig ist und damit zum Pflegefall wird. Politisch ist er für die Rechtsextremisten so oder so tot.
Mit Jürgen Rieger geht der NPD nicht nur ein führendes Mitglied verloren, das zudem so ziemlich sämtliche neonazistischen Vereinigungen und Organisationen der vergangenen drei Jahrzehnte finanziell unterstützt hat. Der Hamburger Rechtsanwalt galt als einer der beliebtesten Mittler zwischen den zum Teil heftigst zerstrittenen rechtsextremen Strömungen. Rieger hielt bis zuletzt gute Kontakte sowohl ins rechtskonservative Lager als auch bis tief in die militante gewaltbereite Kameradschaftsszene. Und zwar immer in seiner Rolle als potenter Finanzier.
Wenn Rechtsextremisten in den vergangenen Jahren, abgesehen von Aufmärschen und Übergriffen auf Linke oder Ausländer, überhaupt in irgendeiner Weise politisch auf sich aufmerksam gemacht haben, dann durch die zum Teil gelungenen Versuche, in norddeutschen Kleinstädten und in Südschweden für viel Geld Immobilien zu erwerben, die den Neonazis als Tagungs- und Versammlungszentren dienen. Hinter der Finanzierung stand immer Jürgen Rieger.
Dass es bei der NPD offensichtlich möglich ist, es allein durch Geldvermögen bis in die obersten Führungsgremien zu schaffen, zeigt, in welch jämmerlichem Zustand die rechtsextreme Partei sich befindet. Ideologisch und rhetorisch galt Rieger auch aus rechtsextremer Sicht nicht gerade als brillant, und auch programmatisch hat er nur wenig beigetragen.
Für die NPD ist Rieger dennoch ein herber Verlust - eben als Finanzier.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Junge Linke-WählerInnen
Kein Herzchen für Selenskyj
Habecks Rückzug
Quittung für den angepassten Wahlkampf
Klimapolitik unter dem Kanzler Merz
Am Klima führt kein Weg vorbei
FDP-Debakel
Liberale auf Sinnsuche – mal wieder
Der Jahrestag der Ukraine-Invasion
Warum Russland verlieren wird
+++ Krieg in der Ukraine +++
Russland stimmt für US-Resolution zur Ukraine