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Kommentar Rentenpaket28 Euro mehr für Mama

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Das Rentenpaket zwingt zu einer neuen Debatte um Steuererhöhungen – und darf andere Verteilungsfragen nicht blockieren.

Eine Rentnerin stützt sich auf ihren Gehstock. So ist das. Bild: dpa

D er CSU-Mann Michael Glos hat einmal gesagt, einer der Vorteile für Haushaltspolitiker bestünde darin, dass man den praktischen Unterschied kennenlerne zwischen Millionen und Milliarden. Das trifft auch auf die Rentenpolitik zu: 160 Milliarden Euro soll das Rentenreformpaket von Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) bis zum Jahre 2030 kosten.

Die Zahl ist vielleicht nicht ganz fair, denn dabei werden die Jahre kumulativ zusammengerechnet. Aber die Zahl liefert nichtsdestotrotz Stoff für die entscheidende Debatte: Werden jetzt die jüngeren Beitragszahler ausgeplündert, wie manche Kommentatoren meinen?

Die Antwort lautet: Nein, als reinen Generationenkonflikt kann man die Rentenverschiebungen nicht verorten. Man muss das Paket genauer betrachten, um zu urteilen.

Von den Verbesserungen für Erwerbsgeminderte profitieren auch Jüngere, die künftig aus gesundheitlichen Gründen früher aus dem Job ausscheiden müssen. Die Erhöhungen für Erwerbsgeminderte waren überfällig. Das kann man von der abschlagsfreien Rente für langjährig Versicherte nicht unbedingt behaupten. Nur die wenigsten haben einen nicht verschleißenden Job, den sie überhaupt 45 Jahre durchhalten können, was ja die Vorbedingung dafür ist.

Breite Debatte über Steuererhöhungen

Ein Handwerker scheidet meist schon lange vorher aus und muss daher auch künftig Rentenabschläge in Kauf nehmen. Diese Rentenverbesserung für langjährig Versicherte wäre nicht nötig gewesen. Zumal die wichtige Frage der Aufstockung von Niedrigrenten im Reformpaket noch nicht beantwortet wurde.

Heikel wird es beim größten Brocken, den höheren Mütterrenten, die deswegen so teuer sind, weil auch Rentnerinnen im Bestand davon profitieren. Eine Rentnerin, die zwei Kinder großgezogen hat, bekommt 56 Euro, beziehungsweise 52 Euro (Osten) mehr an monatlichem Ruhegeld. Das macht einen Unterschied. Man kann nicht geißeln, dass die eigenen Mütter für die Erziehung der Kinder, die vor 1992 geboren wurden, mehr Geld erhalten - der Generationenkonflikt wird durch die familiären Beziehungen gemildert.

Das Rentenreformpaket von Sozialministerin Andreas Nahles (SPD) ist so teuer, dass dafür in einigen Jahren zwei Milliarden Euro an zusätzlichen Steuern aufgebracht werden müssen. Es ist eine Frage der Zeit, und wir bekommen in Deutschland eine breite Debatte über Steuererhöhungen.

Dagegen wäre nichts einzuwenden – das eigentliche Problem des Rentenreformpakets liegt aber darin, dass andere Verteilungsdebatten dadurch blockiert werden könnten. Wenn man in den nächsten zehn, 15 Jahren gut damit zu tun hat, die Rentenkasse angesichts all der Ansprüche auf Mütterrenten und vorzeitige Renten mit steuerlichen Zuschüssen stabil zu halten – wo bleibt dann der politische Spielraum für Debatten um Bildung, um echte Altersarmut zum Beispiel? Dass dieser Spielraum schwindet, das ist die Gefahr.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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8 Kommentare

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  • Das schöne Geld hättest du lieber auf die hohe Kante legen sollen.

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  • Reformvorschläge in der Sozialversicherung

    ( Deutscher Bundestag Petitionsausschuss)

     

    10. Die Bundesregierung ist wegen des Grundsatzes der Gewaltenteilung nicht verpflichtet,

    dem Beschluss des Deutschen Bundestages zu folgen. In diesem Fall muss sie jedoch ihre

    abweichende Haltung gegenüber dem Petitionsausschuss begründen.

    Damit die Menschen sich nicht über andere Menschen erhöhen, da wir ja vor dem Gesetzt alle gleich sind, müssen wir einen Weg finden wie man die Grundrente Finanziert. Die Finanzierung der Grundrente ist ganz einfach, Solidaritätsbeitrag von der Mehrwertsteuer für die Grundrente in Deutschland. Es ist die beste Rentenreform, denn die Mehrwertsteuer ist allumfassend, also für jeden Bürger gleich. Jeder Mensch muss sein ganzes Leben essen und trinken, also einkaufen damit er nicht verhungert, also wenn er bezahlt, bezahlt er auch die Mehrwertsteuer für sein Essen und trinken u.s.w. Wenn nun in der Mehrwertsteuer automatisch ein Teil für die Rente vom Staat eingezogen wird, kann keiner mehr sagen: der hat nichts in der Rentenkassen einbezahlt.

    Wir brauchen wieder Typen, die sagen wie es ist. Wir brauchen Journalisten die Berufszornige sind.

     

    Warum gibt es keine Grundrente für alte Menschen?

     

    Warum gibt es bald Altersarmut?

     

    Warum werden alte Menschen nur noch als Last empfunden in Deutschland?

     

    Alte Menschen werden nicht mehr mit Höflichkeit und Ehre geachtet.

     

    Neoliberale Ideen wurden mit staatlichen Interventionismus (unsystematischer aktionistischer Eingriff in das Wirtschaftsgeschehen) kombiniert. Mit der Agenda 2010 wurde bei das Rentensystem Anspruch und Gewähr aufgegeben, dass die Altersversorgung der Arbeitnehmer ausreichend vor Altersarmut schützt.

     

    Karl-Wilhelm Schmidt Bremervörde 30.01.2014

     

    Newskarlwilismus

     

    ( Pet 3-18-11-8200-004243 )

  • Grundrente für jeden Bürger in Deutschland?

     

    Neoliberale Ideen wurden mit staatlichen Interventionismus (unsystematischer aktionistischer Eingriff in das Wirtschaftsgeschehen) kombiniert. Mit der Agenda 2010 wurde bei das Rentensystem Anspruch und Gewähr aufgegeben, dass die Altersversorgung der Arbeitnehmer ausreichend vor Altersarmut schützt. Im Zuge der realen Rentenkürzungen wurde die sogenannte Riester – Reform im Jahr 2001 offiziell zu einem essentiellen Bestandteil der Alterssicherung erhoben.

    Die Arbeitnehmer müssen sich nun selbst Ergänzungen für ihre Rente am Markt zukaufen. (L.S. & K.-W.S.)

    Das Rentensystem in Deutschland ist eine Bankrotterklärung, in anderen Ländern (Holland, Dänemark u.s.w.), gibt es eine Staatliche Grundrente für jeden Bürger, egal vie viel er in seinem Leben in der Rentenkasse eingezahlt hat. Die Finanzierung der Grundrente ist ganz einfach, ein bestimmter flexibler Prozentsatz von der Mehrwertsteuer für die Grundrente, z.b. jeder der tankt oder Lebensmittel einkauft, bezahlt automatisch von der Mehrwertsteuer einen flexibler Prozentsatz für seine Rente.

  • Die TAZ hatte die bisher besten Artikel über die Hintergründe der Rentenzerstörung, wie es bisher nirgends in den Medien zu finden ist, warum also auf halber Strecke stehen bleiben?

     

    Frau Herrmann hat auf eine Zuschauerfrage am 17.11.13 im Presseclub geantwortet, dass der Bundeszuschuss mittlerweile die versicherungsfremden Leistungen abdecken würde.

    Wie ist so eine falsche Antwort nur möglich:

    http://www.taz.de/!65118/

    http://www.taz.de/!116881/

     

    Zitat Otto Teufel:

    "Die Ungerechtigkeit bei der Altersversorgung hat weitere Ursachen: Deutschland ist das einzige Land in Europa, das unterschiedliche Systeme der Altersversorgung hat, im wesentlichen gesetzliche Rentenversicherung, berufsständische Versorgung und Beamtenversorgung. Politik und Justiz haben für sich selbst nicht nur wesentlich bessere Regelungen geschaffen, sie haben auch spätestens seit 1978 elementare Grundrechte für die Versicherten der gesetzlichen Rentenversicherung außer Kraft gesetzt, Gleichheitssatz, Eigentumsschutz für die Beiträge, Rechtsstaatsprinzip (keine rückwirkenden Eingriffe) Nachlesen kann man das in den Entscheidungen des BVerfG vom 01.07.1981 (1 BvR 874/77 u.a.) oder vom 27.02.2007 (1 BvL 10/00, Absätze 53, 55 und 70).

    Ein wirkliches Solidarsystem erfordert die Einbindung aller Bürger in allen drei Lebensphasen. Denn alle Bürger profitieren in jungen Jahren von dieser Solidarität (Schule, Ausbildung) ebenso wie im Alter (Rente, Pension), aber diejenigen, die im Alter am meisten von dieser Solidarität profitieren, klinken sich während ihres Berufslebens kraft eigener Entscheidungsbefugnis aus dem Solidarsystem aus."

    Eine Solidargemeinschaft benötigt Treuhänder, der zuverlässig mit Beiträgen wirtschaftet und diese nicht zweckentfremdet!

  • G
    gast

    28 € für Mam. Das sind dann netto 2,95 €, wie im letzten Jahr.

     

    Damit kann man die gewaltigen Miet, Strom, Öl, Lebensmittelpreiserhöhungen locker wuppen.

     

    Politiker sind weit von der Realität des Lebens entfernt.

  • G
    gast

    "Werden jetzt die jüngeren Beitragszahler ausgeplündert, wie manche Kommentatoren meinen? "

     

    Ist echt mal zu hoffen, das man mal daran erinnert, das alle die "Alten" die gerade in Rente gegangen sind und auch die Generation davor uns sozusagen auch ausgenuzt haben, damit ihre Rente gesichert ist.

     

    Nicht die Rentner haben den Rententopf ausgeplündert, sondern unsere Politker haben daraus über 6oo Milliarden genommen, für Schulden usw. verwendet und nie wieder zurückgezahlt.

     

    Um den "Fehler" auszubügeln, hat man kurzerhand durch die Euroeinführung die Renten halbiert.

     

    Es scheint sich immer noch nicht herumgesprochen zu haben, das DM und Euro nicht 1:1 getauscht wurden, sondern durch den Euro die Rente HALBIERT wurde, während alle zwei Jahre auch noch die Mieten um 20 % erhöht werden, die Lebensmittel um 7 % gestiegen sind 2013, die Strom und Ölpreise in unglaubliche Höhen schnellten.

     

    Dann sagt uns die Kanzlerin es gibt Rentenerhöhung. Super, toll, Mutti hat ein Herz für die Alten.

     

    Was kommt dabei raus, im Osten werden die Renten weit höher erhöht als im Westen, obwohl dort die Mieten z.B, für 65 qm bei 400 € warm liegen, zahlt man hier in Bayern an die 900 Kaltmiete.

  • F
    FROST

    Hier ein bisschen da ein bisschen. Hierfür ne'Hybris-dafür ne'Hybris. Hier Flickschusterei, da Flickschusterei.- "Gebt den Menschen doch einmal ein Paar ganze Schuhe-führt das Bürgergeld ein". Die "Sesselfurzer-Hybris" kostet mehr Geld,als die ganze "Erbsenzählerei" wert ist. Man sollte mal ausrechen,was die unnötige Administration kostet-, dazu dieser Stuss Förderalismus,wo doch die EU-Kommission schon sagt,wo es lang geht. Demnächst bekommt noch jeder Briefträger einen Hilfsbriefträger, der ihm dann sagt, wo er die Briefe reinstecken soll.

    • @FROST:

      Solange die von der SPD installierten rentenzerstörenden Maßnahmen nicht korrigiert werden, bleibt ohnehin alles Augenwischerei. Der ganze Riesterrentenbetrug muss gestoppt werden, damit auch der rentenkürzende Riester- Nachhol- und Nachhaltigkeitsfaktor. Auch das was sich Bundeszuschuss nennt, ist kein Zuschuss, sondern sehr mangelhafte Ersatzleistungen, für die zuvor aus den Rentenbeiträgen entnommenen Milliarden, womit rentenfremde, allgemeinstaatliche Aufgaben bezahlt werden. Rund 700 Mrd. Euro fehlen der GRV bis heute, weil der Bund noch nie alles zurück bezahlt hat, wie er müsste. Und nun noch eine versicherungsfremde Leistung mehr, die wiedereinmal allein die gesetzlich Rentenversicherten bezahlen sollen, die Anerkennung von Erziehungszeiten ist keine Aufgabe der Rentenversicherung!

       

      Mit dem Riesterrentenbetrug ist die gesetzliche Rentenversicherung an die Finanzhaie verscherbelt worden. Wer die mit Riester und Hartz-IV geöffneten Schleusen nicht schließen will, soll von der Bekämpfung von Altersarmut schweigen.

      Diese ganzen neuen Konstrukte wie Rente mit 63, Mütterrente, solidarische Lebensleistungsrente sind unnötig. Die GRV muss gestärkt,auf alle Erwerbstätigen ausgeweitet und vor politischen Eingriffen verfassungsfest gesichert werden, private Saugnäpfe haben darin nichts zu suchen.

      Die geplante Lebensleistungsrente an eine private Riesterrenterente zu knüpfen ist politische Korruption zugunsten der Versicherungsbranche.