Kommentar Regeln für Derivate: Endlich Licht ins Dunkel
Mit den neuen EU-Regeln zu Derivaten kommt endlich Licht in eine gigantische Schattenwirtschaft - falls die Finanzlobby im EU-Parlament die Regelungen nicht doch noch kippt.
D ie EU präsentiert endlich ihre Verordnung über die "finanziellen Massenvernichtungswaffen", wie Starinvestor Warren Buffet die abseits der Börse gehandelten Finanzwetten nannte. Im Jargon heißen sie Over-the-counter-Derivate (OTC), also zwischen zwei Firmen abgeschlossene Verträge über Wetten auf künftige Rohstoff- oder Währungskurse, auf Wetten zu Wetten und so weiter.
Dass die Finanzkrise so stark hochschwappte, war wesentlich den OTC-Derivaten geschuldet. Über sie wird ein x-Faches des Weltwarenwertes gehandelt, aber niemand hat einen Überblick, wer mit wem und zu welchen Bedingungen. Die Kommission hat nun eine Verordnung vorgelegt, die Licht in das Dunkel bringt.
Sie springt dabei zwar nicht weit genug, aber dadurch, dass es nur noch Standardtypen von Verträgen geben soll und diese weitgehend bei einer Zentralstelle registriert werden, können Beobachter endlich beziffern, wie viele Billionen genau in dieser bisherigen Schattenwirtschaft gehandelt werden. Die USA haben dieses Jahr ein ähnliches Gesetz verabschiedet. Damit sind die beiden größten Wirtschaftseinheiten mit im Boot.
Reiner Metzger ist stellvertretender Chefredakteur der taz.
Nun zu den Problemen: Der Vorschlag muss noch durch das EU-Parlament und durch die Regierungen der einzelnen Länder. Hier wird die Finanzlobby ansetzen und versuchen, möglichst viele Schlupflöcher einzubauen. Außerdem wurden bestimmte, besonders schwer zu durchschauende und für die Realwirtschaft widersinnige Derivate nicht verboten. Das ist ein Fehler.
Denn das war ja gerade ein Lehre aus der Finanzkrise: Unternehmen brauchen die Absicherung ihres Handels über Finanzinstrumente, aber die Banken nutzen den Markt, um durch immer komplizierter strukturierte Wetten ihr Gegenüber über den sprichwörtlichen Counter zu ziehen.
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