Kommentar Rechte und BBC: Nazi auf Sendung
Es war ein Fehler, den rechtsextremen Griffin im Fernsehen auftreten zu lassen. Es war der falsche Sendeplatz und auf dem Podium saßen die falschen Gäste.
D er Moderator des BBC-Politikmagazins "Question Time" kündigte an, es solle keine Nick-Griffin-Show werden. Genau das wurde es aber doch. Griffin, Chef der rechtsextremen British National Party (BNP), stand 60 Minuten im Mittelpunkt der Sendung. Wenn sich die anderen Podiumsgäste hinterher dafür beglückwünschten, Griffin entlarvt zu haben, so ist das Augenwischerei. Sicher, Griffin eierte herum und gab Flachsinniges von sich, aber der Erkenntniswert hielt sich in Grenzen: Was ist von einem Schwein anderes zu erwarten als ein Grunzen?
Das Beispiel der französischen rechtsextremen Front National hätte der BBC zu denken geben sollen. Deren Unterstützung in Frankreich verdoppelte sich 1984 nach einem ähnlichen Fernsehauftritt ihres Chefs Jean-Marie Le Pen.
"Question Time" war der falsche Sendeplatz: bei dem Flaggschiff unter den Politsendungen geht es normalerweise um tagesaktuelle Fragen, nicht um eine Person. Und es waren die falschen Podiumsgäste, denn die Politiker von Labour, den Tories und den Liberalen Demokraten haben mit ihrem Spesenbetrug und ihrem Umgang mit der Finanzkrise mit dazu beigetragen, dass Griffin im Sommer ins Europaparlament gewählt wurde. Warum saß kein weißer Arbeiter, die Zielgruppe der BNP, auf dem Podium und bot Griffin Paroli? Wenigstens taten das die Studiogäste, als es nach der Show vor dem Sendehaus zu nicht ganz friedlichen Protesten gegen Griffin kam.
Diese Taktik, wie sie auch von Vidal Sassoon angewendet wurde, erscheint geeigneter. Der britische jüdische Friseur, der später in die USA auswanderte und mit Haarpflegeprodukten weltberühmt wurde, gründete 1946 die "Gruppe 43". Deren Mitglieder verprügelten die Faschisten um Oswald Mosley, wann immer die öffentlich auftraten. Vier Jahre später waren die Nazis von den Straßen vertrieben.
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