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Kommentar Ratzingers SozialenzyklikaEchte Autorität

Kommentar von Philipp Gessler

Die Gedanken Ratzingers gleichen sanft und versteckt dahingleitenden Wasserbomben, die den Tankern des weltweiten Marktradikalismus noch einmal gefährlich werden könnten.

Die Sozialenzyklika des Papstes, treffsicher veröffentlicht kurz vor dem vielleicht letzten G-8-Gipfel im italienischen LAquila, ist keine sehr leichte Kost. Sie erfordert konzentriertes Lesen, einiges Vorwissen über die Tradition der Sozialenzykliken der Päpste seit Leo XIII. vor fast 120 Jahren - und einige Nachsicht bei der Lektüre. Denn in dem Schreiben werden am Rande erneut Themen wie etwa die Empfängnisverhütung oder Geburtenkontrolle angesprochen, die leider weder Neues noch Nachdenkliches aus Rom mitteilen. Kann der Papst dazu nicht mal schweigen?!

Dennoch lohnt sich das Studium dieser Schrift. Denn abgesehen von erneut eher poetischen Passagen über die Liebe, den Glauben und die Vernunft, die so etwas wie das Steckenpferd des deutschen Professors im Vatikan darstellen, finden sich in dem Schreiben des Papstes streckenweise aufregende, zumindest durchaus anregende Passagen. Es fehlt der Furor seines Vorgängers Johannes Paul II. Dieser konnte über den Kapitalismus so schimpfen wie kaum ein Papst vor ihm. Dafür gleichen die Gedanken Joseph Ratzingers zum Kapitalismus sanft und versteckt dahingleitenden Wasserbomben, die den Tankern der weltweiten radikalen Marktwirtschaft noch einmal gefährlich werden könnten. Außerdem tut es mal wieder gut, dass jemand die Gewerkschaften lobt und internationale Arbeitnehmerrechte einfordert - selbstverständlich ist beides nicht mehr.

Schwammig und leicht zu missbrauchen ist dagegen Joseph Ratzingers Gedanke, es müsste eine "echte politische Weltautorität" geben, die "über wirksame Macht" verfügen sollte, "um für jeden Sicherheit, Wahrung der Gerechtigkeit und Achtung der Rechte zu gewährleisten". Das Ganze bleibt so im Ungefähren, dass man darin entweder nur eine gefährliche Träumerei oder eine große Vision für den Sankt-Nimmerleins-Tag sehen kann. Aber vielleicht sind wir da ja auch nur zu kleingläubig.

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1 Kommentar

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  • JP
    Joachim Petrick

    Da, wo Gläubige, unversehens seit dem überdimensioniertem Projekt- Bau des Peters Dom zu Rom (1495- 1595), zu Gläubigern geworden, bis heute die Eigentumsverhältnisse über den Peters- Dom zu Rom im Dunkeln von nicht vergebenden Schuldigern liegen, es an der päpstlichen Autorität mangelt, den Brüdern & Schwestern anderer christlicher Konfessionen ihren Erbteil am Peters- Dom zu Rom geständig reuig anzudienen, darf Papst Benedikt XVI als Oberster Verteter des Vatikanstaates, als Bischof von Rom, Sozialenzyklia „Caritas in Veritate“, angesichts klageunwilliger Richter an Internationalen Strafgerichtshöfen wg. Regierungskriminalität, , Kompensationsgerichten wg. Entschädigungskultur, als tapfer gelungener Versuch gewertet werden, sich als Beschuldigter selber einfindend, in hochtönigen Pastell- Farben anzuklagen“Ich vernehme keinen gerechten Streich auf meiner einen Backe, also halte ich die andere Backe hin für nicht kommende Streiche, mit Sinn auf klerikal säkularen Gewinn!“,

    „Bereue unmerklich merkelig und herrsche!“

    Ein wahrlich, ich sage euch, Singuläres Vatikanstaat- Ereignis von hohem klerikalem Rang mit mit irdischem Abang bei säkularem Gesang .

    JP