Kommentar Politikstudie: Nichts gegen Jungs, die Panzer spielen

Laut einer Studie interessieren sich Jungs in der Grundschule eher für Krieg, Mädchen für Umweltverschmutzung. Schön erwartbar - und trotzdem ein Geschlechterklischee.

Das ist nun die neueste Lieferung: Wenn es um Politik geht, interessieren sich Jungs schon im Grundschulalter eher für Krieg und Terrorismus. Mädchen hingegen wenden sich eher Problemen wie Umweltverschmutzung, Hunger und Arbeitslosigkeit zu. Das hat das Mannheimer Zentrum für Sozialforschung durch eine Befragung von Viertklässlern festgestellt. Von einer geschlechtsspezifischen "anlagemäßigen Interessenlage" spricht der Bielefelder Sozialforscher Klaus Hurrelmann. An der Debatte um solche Studienergebnisse sieht man recht gut, dass sich die Geschlechterforschung derzeit im Kreise dreht.

Die Kernfrage dieser Studien lautet immer: Welcher Geschlechtsunterschied ist naturgegeben, also schon irgendwie im Hirn angelegt, und was wird durch Umwelteinflüsse erst geformt? Die Antworten fallen immer unterschiedlich aus, je nachdem ob man den Testosteron-Spiegel von gescheiterten Investmentmanagern, den Sex von Bonobo-Affen oder die Begeisterung der Frauen für Geländewagen durchleuchtet. Interessant sind also nicht die jeweiligen Ergebnisse, sondern die Frage, warum uns das eigentlich so beschäftigt, wie Männer und Frauen "wirklich" ticken. Dabei ist schon lange erwiesen, dass die Unterschiede zwischen den Menschen aus einer Geschlechtskategorie größer sind als eine durchschnittliche Differenz zwischen Mädchen und Jungs. Ob es nun genetisch angelegt oder anerzogen ist, dass eine Frau sensibel und anpassungsbereit, die andere aber aggressiv und dominant reagiert, dafür interessiert sich kaum ein Wissenschaftler. Leider.

Stattdessen boomen Studien über die Geschlechterdifferenz. Diese Polarisierung schafft nach wie vor Halt, wenn vieles unübersichtlich wird und Paartherapeuten sagen, dass die sexuelle Unlust vieler Männer sich zum Problem entwickelt. Was mit dem Druck der Hochleistungsgesellschaft zusammenhänge. Nichts also gegen Jungs, die noch begeistert Panzer spielen. Das gehört zur Geschlechterfolklore. Apropos Panzer - wie ist das noch mal mit den Frauen und den Geländewagen?!

BARBARA DRIBBUSCH

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Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).

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