Kommentar Opern-Umbau: Guter Ton gleich guter Plan
Mit dem Kompromiss zwischen alt und modern wird die Staatsoper gewinnen. Man hört besser. Und den Raum sieht man im Dunklen ja nicht.
Die Sanierung der Staatsoper Unter den Linden nach den Plänen des Architekten HG Merz ist ein Kompromiss - und es ist kein fauler. Ein fauler Kompromiss wäre es geworden, wenn der Regierende Klaus Wowereit sich mit seinen Umbauvorstellungen durchgesetzt hätte. Eine Rekonstruktion im originalen Ostbarock plus ein paar moderner Seilzüge und Türklinken hätte dem Haus seine Zukunft verbaut.
Sicher, für die harten Denkmalschützer sind die Pläne starker Tobak. Verändern sie doch den ursprünglichen Raum von Richard Paulick aus den 50er Jahren um ein Vielfaches. Der bestehende Saal wird höher, sein Konzept moderner, das Proszenium wird vergrößert, ja seine ganze Atmosphäre und sein Charakter werden sich wandeln.
Doch genau das ist gut so. Es gehört seit Jahren zum Programm im Umgang mit denkmalwerter Bausubstanz, dass ein bestehendes Bauwerk und seine Weiterentwicklung, sprich Modernisierung, als Kontrast dargestellt werden. Genau das tut HG Merz. Und es gehört auch zum Programm von Altbausanierungen, dass die Funktionalität eines Hauses in den Mittelpunkt des Umbaus rückt. Auch das macht der Architekt. Denn mit seiner Nachhall-Galerie unter der Decke und einem vergrößerten Raumvolumen schafft er einen Klangraum für modernste Opernanforderungen. Ein vierter Rang, wie Nostalgiker herbeisehnten, hätte die akustischen Bedingungen nicht verbessert.
Mit diesen Kompromiss zwischen alt und modern wird die Staatsoper gewinnen. Man hört besser, es klingt wieder. Barenboim ist zufrieden. Und - das an die Adresse der Hardcore-Denkmalpfleger: im Dunkeln sieht man den Luftschacht ja nicht.
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