Kommentar Norwegen und die NPD: Eine gefährliche Logik
SPD und Linke fordern ein neues Verbotsverfahren. Die CDU will der NPD den Geldhahn zudrehen. Doch das ist eine gefährliche, demokratiegefährdende Mogelpackung.
W as hat ein blutiges Massaker in Skandinavien mit der NPD in Deutschland zu tun? Nicht viel mehr als Anders Behring Breivik mit Henryk Modest Broder.
Wie manche die Schreckenstaten des norwegischen Massenmörders benutzen, um dem zynischen Clown der deutschen Islamkritiker endlich jenen Schlag zu versetzen, den sie ihm schon immer versetzen wollten, so bieten die Anschläge von Oslo und Utøya einen Anlass zur Renaissance der alten NPD-Debatte.
Diese Reflexe werfen kein gutes Licht auf die politische Kultur in der BRD, denn eine solche Instrumentalisierung verbietet sich schlicht.
ist NRW-Korrespondent der taz.
Wenn die jetzt wiederaufgeflammte Diskussion wenigstens einen Erkenntnisgewinn beinhalten würde! Aber die Frontlinien sind nach wie vor dieselben - und damit bleibt auch die kollektive Hilflosigkeit, einen gangbaren Weg zu finden, um dem Treiben der NPD wirksam Einhalt zu gebieten.
Während SPD und Linkspartei lautstark und vergeblich ein neues Verbotsverfahren fordern, holt die CDU ihren Vorschlag aus der Mottenkiste, der NPD stattdessen den Geldhahn abzudrehen - eine gefährliche, demokratiegefährdende Mogelpackung.
Dem niedersächsischen CDU-Innenminister Uwe Schünemann schwebt eine Änderung des Grundgesetzes und des Parteiengesetzes vor: Das "Prinzip der wehrhaften Demokratie" erlaube ein Abgehen von der festgeschriebenen Chancengleichheit aller Parteien. So könnten "Parteien mit Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung" von der staatlichen Parteienfinanzierung ausgeschlossen werden.
Wie praktisch: Anhaltspunkte für solche "Bestrebungen" sieht der aktuelle Verfassungsschutzbericht Niedersachsens auch bei der Linkspartei. Man schlägt auf die NPD und trifft wie nebenbei die unliebsame parlamentarische Konkurrenz von links.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Plädoyer im Prozess zu Polizeigewalt
Tödliche Schüsse, geringe Strafforderung
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Olaf Scholz in der Ukraine
Nicht mit leeren Händen