piwik no script img

Kommentar Milieu-StadtpläneVerortung festigt Vorurteile

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Der Einsatz von Punktgrafiken in Stadt- und Bildungsplanung scheint indiskutabel. Doch auch der Einsatz von gröberen Milieu-Informationen könnte eine kontraproduktive Wirkung entfalten.

B ildung ist wichtig. Und es ist gut zu wissen, ob Bildungsangebote auch diejenigen erreichen, die sie zur Verbesserung ihrer Teilhabe-Chancen dringend brauchen. Was helfen tolle Förderangebote, die am Ende doch nur wieder die nutzen, die sie eigentlich nicht brauchen. Dennoch ist beim Gebrauch von Sinus-Daten Vorsicht geboten.

Der Einsatz von Punktgrafiken in Stadt- und Bildungsplanung scheint indiskutabel. Doch auch der Einsatz von gröberen Milieu-Informationen für knapp 1.000 Gebiete der Großstadt Hamburg könnte eine kontraproduktive Wirkung entfalten.

Schon heute kleiden Eltern, die Hartz IV beziehen, ihre Kinder bei der Einschulung neu ein, damit sie eben nicht in eine Schublade geraten. Schon heute leiden Kinder, die aus bestimmten Straßen oder Stadtteilen kommen, unter den Vorurteilen von Pädagogen. Eine lokale Verortung von Milieus könnte dies noch verfestigen.

Und doch: Es gibt die Chance, durch gezieltere Ansprache Bildung besser an die Menschen zu bringen. Das Dilemma: Ein gewisses Vorwissen der Anbieter und Planer müsste in einer demokratischen Gesellschaft auch transparent gemacht werden. Dies geht aber bei dem Sinus-Konzept, das die Milieus auch in Oberschicht, Mittelschicht und Unterschicht einordnet, nicht ohne eine diskriminierende Wirkung.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • D
    DactaPi

    In summa: Wissen belastet!