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Kommentar MicrosoftWarnung an Monopolisten

Tarik Ahmia
Kommentar von Tarik Ahmia

Die Niederlage von Microsoft beim Europäischen Gerichtshof ist erfreulich. Aber sie kommt zu einer Zeit, da der Konzern längst nicht mehr auf der Höhe seiner Macht ist.

Bild: taz

Tarik Ahmia ist Redakteur im Ressort Wirtschaft & Umwelt.

Jahrelanges Taktieren und geheuchelte Einsicht gegenüber der EU-Kommission haben Microsoft nichts gebracht. Gestern verlor der US-Softwareriese seine Klage gegen die Strafauflagen der EU-Kommission. Der Europäische Gerichtshof gab den Wettbewerbshütern in fast allen Punkten recht: Microsoft hat mit seiner Monopolmacht bei Betriebssystemen den Konkurrenten und den Kunden geschadet. Dafür muss der Konzern eine der höchsten in Europa verhängten Geldstrafen zahlen.

Aus Wettbewerbssicht ist das Urteil gegen das Softwaremonopol erfreulich. Allerdings sollte man seinen praktischen Wert nicht überschätzen. Mit Geldstrafen ist der Softwareriese ohnehin nicht zu schrecken. Und: Die seit bald zehn Jahren zwischen Microsoft und seinen Konkurrenten umstrittenen Punkte spielen in der praktischen Computerentwicklung nur noch eine marginale Rolle.

Eine Ironie der Geschichte ist, dass das Urteil ergeht, während sich die Tage des allmächtigen Windows-Monopolisten schon ihrem Ende zuneigen. Denn Microsofts Geschäftsmodell, über ein marktbeherrschendes Betriebssystem die Entwicklungszyklen im Computermarkt zu bestimmen, funktioniert nicht mehr. Ein deutliches Anzeichen dafür war bereits die Einführung der neuesten Windows-Variante Vista, die von der Fachpresse und vielen Kunden als schwerfällig und wenig innovativ kritisiert wird. Das Ende dürfte dem Windows-Monopol jedoch das Internet bereiten, denn es macht hochkomplexe Betriebssysteme wie Windows schlichtweg entbehrlich. Schon heute laufen immer mehr Anwendungen wie Textverarbeitung, Fotoverwaltung oder E-Mail auf Servern, die vom PC aus nur noch bedient werden - und dieser Trend wird immer stärker.

So symbolisch das Urteil gegen Microsoft also ist, so geht von ihm doch eine starke politische Botschaft aus. Sie geht an die Adresse der Energiekonzerne und lautet: Die EU-Kommission bellt nicht nur, sie beißt auch. Es ist kaum vorstellbar, dass die Kommissare bei den Netzmonopolisten weniger konsequent durchgreifen werden.

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