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Kommentar Merkel auf Bushs RanchLieb Kind in USA

Kommentar von Adrienne Woltersdorf

Merkel reist zum Ranch-Programm nach Amerika. Damit ist sie Sarkozy beim Einschwenken auf einen USA-freundlichen Kurs um Meilen voraus.

B undeskanzlerin Angela Merkel hat wieder einmal bewiesen, dass sie das einst gespannte Verhältnis Deutschlands zu US-Präsident George W. Bush harmonisiert hat. Diesmal bekam die Kanzlerin das ganz besondere Ranch-Programm des Präsidenten geboten, inklusive Jeepfahrten und Hamburger-Essen.

Bild: taz

ADRIENNE WOLTERSDORF ist die USA-Korrespondentin der taz.

Merkel ist dabei Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy einige Schritte voraus. Der fing nämlich vergangene Woche überhaupt erst damit an, sein Land wieder auf einen US-freundlicheren Kurs einzuschwenken. Bush ist den beiden neuen Freunden dankbar, denn international gibt es nicht viele Regierungen, die der gegenwärtigen US-Administration so wohlwollend entgegenkommen. Geschweige denn mit den USA an einem Strang ziehen wollen.

Viel mehr als früher, wo Deutschland stets der amerikanische Juniorpartner war, brauchen die USA heute Deutschland und Frankreich an ihrer Seite. Seine undurchdachten Kriegsaktionen und stümperhafte Diplomatie haben Washington geschwächt und die Europäer beim internationalen Krisenmanagement aufgewertet. Nur sollte das in Berlin und Paris niemandem zu Kopfe steigen.

Die Bush-Regierung ist weit davon entfernt, aus Dankbarkeit zum Multilateralisten zu werden. Bush zeigt sich gern mit seinen neuen Freunden, aber Politik wird er wie gewohnt allein machen. Sollte sich die Lage im Iran zuspitzen und Washington es doch für klug halten, mit Luftangriffen auf die Atompläne der Mullahs zu reagieren, könnten Franzosen und Deutsche sich schnell wieder in einer Situation wie zu Beginn des Irakkriegs wiederfinden. Denn die europäischen Verbündeten haben keine Alternativen, mit denen sie Bush überzeugen könnten.

Weitere Spannungen werden auch aus der Frage nach der Zukunft des Kosovo entspringen. Über dessen Unabhängigkeit droht Europa und den USA eine folgenreiche Meinungsverschiedenheit. Ebenso bei der geplanten Stationierung der US-Mittelstreckenraketen in Osteuropa. Solange die Politik in Washington vom gleichen Geist durchweht wird wie in den vergangenen sieben Jahren, ist Merkels und Sarkozys Harmoniekurs wagemutig.

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