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Kommentar MasterstudienplätzeMaster für alle

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Die Annahme der Politik, die meisten Studierenden würden die Unis nach dem Bachelor verlassen, war falsch. Es müssen mehr Masterstudienplätze angeboten werden.

Z wölf Jahre nach dem Start der Bologna-Reform ist es Zeit für eine Reform der Reform. Das Studium in Bachelor- und Master-Studiengänge aufzuteilen war und ist eine gute Idee. Falsch war nur die Annahme deutscher Politiker, dass sich die meisten Studierenden mit dem Bachelor zufrieden geben müssten. In Zeiten, in denen lebenslanges Lernen gepredigt wird und es dem Standort Deutschland an Fachkräfte zu mangeln droht, braucht man mehr Master denn je.

Es mehren sich daher die Stimmen, die eine Reakademisierung des Bachelors forderten. Die Studierenden sollen nicht in drei Jahren lernen, eine Glühbirne zu bauen - sondern die Fähigkeit erwerben, um die nächste Generation von Energiesparlampen zu entwickeln. Die immer weiter gehende Spezialisierung der Bachelorstudiengänge ist in einer Welt, in der die Halbwertszeit von Wissen stündlich sinkt, kontraproduktiv.

Bild: taz

ANNA LEHMANN ist Blidungsredakteurin der taz.

Nichts spricht dagegen, dass Studierende nach dem Bachelorstudium ihr Wissen vertiefen und sich speziellen, gerne berufsbezogenen Problemen zuwenden. Die Hochschulen müssen darauf reagieren und mehr Masterstudienplätze anbieten - auch zur Weiterbildung. Derzeit verlangen sie dafür aber vierstellige Gebühren pro Semester. Wenn die Politik ihre Forderung nach lebenslangem Lernen ernst nimmt, muss sie den Zugang jedoch erleichtern.

Reformbedürftig ist auch das Zusammenspiel zwischen Bund, Ländern und Hochschulen. Die kleinkrämerische Mentalität, nur den eigenen Vorgarten zu bepflanzen und sich möglichst vom Nachbarn originell abzugrenzen, ist nicht mehr zeitgemäß. Die Länder und Hochschulen müssen sicher stellen, dass Studierende mit ihrem Bachelorabschluss überall Einlass finden. Das war schließlich das Ziel der Bologna-Reform: mobile Studierende - europaweit. Bund und Länder sollten den Zugang zum Masterstudium darum einheitlich regeln.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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2 Kommentare

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  • L
    Leonhard

    Die Aufteilung des Studiums war ein Fehler. Alle Studenten müssen einen Master machen, weil der Bachelor nicht akzeptiert wird, bestenfalls für ein Praktikumsplatz.

    Studium sollte dazu dienen, Fachwissen kritisch einschätzen zu können, nur so ist ein effektiver Umgang mit dem Wissen möglich. Wir ziehen aber nur noch rezitierende Automaten heran, die nicht über das Gelernte hinausdenken und damit es auch nicht weiter entwickeln können.

  • RB
    Reyhan Bolat

    Es sollte vor allem eine Quote/Bevorzugung für gläubige und praktizierende(!) Muslime geben, damit gewährleistet ist, dass die Masterabsolventen einen normalen Querschnitt der Bevölkerung darstellen.