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Kommentar LohnlückeEnde der Beliebigkeit

Kommentar von Nicole Janz

Arbeitsminister Olaf Scholz will per Gesetz Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern. Obwohl das richtig ist, sieht es kurz vor der Bundestagswahl nach jämmerlicher Polemik aus.

J a, Olaf Scholz macht Wahlkampf und will Frauenstimmen einfangen. Und natürlich ist es peinlich, dass der Arbeitsminister knapp drei Wochen vor der Bundestagswahl einen Gesetzentwurf gegen unterschiedliche Gehälter von Männern und Frauen vorlegt - zeigte sich die SPD doch vier Jahre lang gelähmt in Sachen Geschlechtergerechtigkeit.

Doch der Inhalt stimmt. Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation, gleichem Alter und gleichem Beruf zwölf Prozent weniger als Männer. Wer nicht weiß, wie viel die Kollegen mit gleicher Position und Leistung aufs Konto bekommen, kann aber vor Gericht nicht klagen. Genau in diesen Fällen will der von Scholz nun vorgelegte Gesetzentwurf helfen.

Das Gesetz ermöglicht es einer Angestellten, die eine Benachteiligung vermutet, den Betriebsrat oder die Antidiskriminierungsstelle des Bundes einzuschalten und eine "statistische Entgeltanalyse" zu verlangen. Lange haben sich Arbeitgeber damit herausgeredet, eine firmeninterne Lohnstatistik sei zu kompliziert und teuer. Doch das stimmt nicht: Das Computerprogramm Logib wird in der Schweiz seit Jahren verwendet und kann sofort eingesetzt werden. Die Analyse kostet 170 Euro.

Überlässt man es der Wirtschaft, "freiwillig" Maßnahmen zur Geschlechtergerechtigkeit zu ergreifen, wie die CDU es will, bringt es Frauen gar nichts und den Unternehmen alles. Ratschläge wie von Bundeskanzlerin Angela Merkel, selbstbewusst zum Chef zu gehen und gleichen Lohn für gleiche Arbeit einzufordern, sind realitätsfern.

Nun müssen sich die plötzlich so ambitionierten Sozialdemokraten aber auch noch schnell etwas für jene Frauen einfallen lassen, die im Niedriglohnbereich arbeiten oder in typischen Frauen- und Teilzeitjobs festhängen - im Schnitt liegt die Lohnschere dort sogar bei 23 Prozent.

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14 Kommentare

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  • B
    Beinta

    @ Aber: Männerkörper sind im Durchschnitt etwas größer und schwerer als Frauenkörper. Größere Körper brauchen mehr Energie (um das Leben/die Arbeitskraft zu erhalten).

     

    Das halte ich doch für etwas pauschalisiert, aber meinethalben, sollen Menschen nach Körpergewicht gezahlt werden.

     

    Davon abesehen muss der Mensch von seinem o. ihrem Lohn nicht nur Nahrungsmittel zahlen. Sondern Frauen brauchen aufgrund der hohen Gewalt in der Gesellschaft (von einigen Männern gegen Frauen, Vergewaltigungen etc.) ein sichereres Wohnumfeld, das wiederum auch mehr kostet. Übrigens sind Frauen überdurchschnittlich viel häufiger alleinerziehend als Männer, und brauchen also mehr Geld zur Versorgung der Familie (zumal ihnen in der Regel ja als Gegenleistung niemand den Haushalt schmeißt). Da ist ein höherer Lohn für Frauen, sagen wir für Mütter allgemein (die ja einen hohen, bisher unbezahlten Dienst an der Gesellschaft leisten, oft zusätzlich zur Erwerbsarbeit) leisten, mehr als rechtens.

  • M
    Marik

    Bewußt verkürzt dargestellt. Und falsch. Welche Lohnlücke?

    Ich erlaube mir, zu zitieren:

    1.- Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 285 vom 13.07.2006

    „Aus dem geschlechterspezifischen Verdienstabstand kann nicht geschlossen werden, dass Frauen im gleichen Unternehmen für die gleiche Tätigkeit anders bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen. Die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern lassen sich vielmehr durch Unterschiede in der männlichen und weiblichen Arbeitnehmerstruktur erklären. Diese sind beispielsweise gekennzeichnet durch Unterschiede im Anforderungsniveau, der Verteilung auf besser und schlechter bezahlte Wirtschaftszweige, der Größe der Unternehmen, der Zahl der Berufsjahre, der Dauer der Betriebszugehörigkeit und des Ausbildungsniveaus.“

     

    2.- BMFSJF, 2008:

    „Die in der Rede vom 8. März 2007 enthaltene Aussage von Frau Ministerin von der Leyen, dass ‚Frauen noch immer nur 77 % des männlichen Einkommens verdienen, wohlbemerkt für gleiche Arbeit’ ist daher in dieser Form nicht richtig und missverständlich, auch wenn er

    sich in den Medien oft so oder ähnlich findet.“

     

    3.- Renate Schmidt im Tagesschau-Chat am 3.6.2003

    „Frauen verdienen ja nicht weniger: bei gleicher Tätigkeit, gleicher Qualifikation und gleicher Berufserfahrung wird es sehr schwer nachzuweisen sein, dass es tatsächlich in nennenswertem Umfang (von Einzelfällen abgesehen) eine ungleiche Bezahlung gibt. ... Ansonsten ist Lohndiskriminierung auch heute schon bei uns verboten. Und jede Frau hat die besten Chancen, eine Klage zu gewinnen, wenn es eine ungleiche Bezahlung bei sonst gleichen Voraussetzungen gibt.“

     

    4.-EU-Kommissar Spidla, 2007: "Bei Lohngefälle geht es jedoch nicht um unterschiedliche Bezahlung für gleiche Arbeit", erläuterte der EU-Kommissar. Ein wichtiger Grund für das große Lohngefälle in Deutschland sei vielmehr, dass viele Frauen Teilzeit arbeiteten."

     

    Was also soll das? Und wieso, taz, recherchierst Du nicht, bevor Du sowas unkommentiert veröffentlichst?

  • N
    Nadi

    @Tony König

    Grundsätzlch übereinstimmung, hier noch mal eine Ergänzung:

    Viele Gehälter sind erst unter Druck geraten, weil viele Arbeitslose durch Hartz-IV und nicht ausreichende Sätze bereit sind, zu jedem Lohn arbeiten zu gehen. Hartz-IV (ALG II) ist ja auch ein Kombilohnmodell und das wird dann von einigen Arbeitslosen auch so benutzt, wenn zum Beispiel Kinder da sind oder ein Ehepartner, der keine Arbeit hat.

    Das ist ja auch eine menschliche Reaktion auf zunehmende Armut.

    Insofern sehe ich in diesem Vorstoß von Scholz nichts anderes als Wahlkampf. Tatsächlich hat Scholz unfaire, gewerkschaftsfeindliche und inhumane Arbeitsverhältnisse gefördert, in dem er 1-EURO-Jobs bewusst gefördert hat, um eine bessere Arbeitslosenquote zu erhalten.

    Bei einem 1-EURO-Job gibt es keine bezahlte Abwesenheit, das bedeutet, wer krank wird, der erhält seinen 1-EURO nicht mehr. Ob er nun eine Fahrkarte, Kleidung oder private Arbeitsmittel angeschafft hat oder nicht.

     

    Bei einem Träger kontrolliert niemand, ob die gesetzlichen Bestimmungen für 1-EURO-Jobs überhaupt eingehalten werden. Es gab vielerorts Druck zu Überstunden, obwohl die strengstens verboten sind. Genauso hat es sich mit Qualifizierungen und Beratungen verhalten: Viele Träger haben gar keine Kompetenz in diesen Bereichen gehabt und haben entsprechend null Fortschritt mit ihren Klienten erreicht.

    Aber wettbewerbsverzerrend waren diese Maßnahmen im großen Stil - darüber schweigt Scholz lieber. Es gibt heute in ganz Deutschland viele Bereiche, die durch diese inhumanen und verfehlten 1-EURO-Jobs unter starken Druck gekommen sind. Häufig stehen in diesen Branchen Frauen unter starkem Druck.

     

    Und eines dürfte wohl klar sein: Nach der Wahl werden die Arbeitgeberverbände (unter anderem mit Wolfgang Clement ex-SPD, macht jetzt Wahlkampf für Westerwelle) erklären, das sei alles zu bürokratisch und ob wer den Verwaltungsaufwand bezahlen soll, dass Frauen eben Kinder versorgen etc. und dann wird diese politische Position nichts anderes sein als eine Parole der SPD ... und dergleichen hatten wir schon genug.

    Der Wähler sollte sich mal überlegen, was für Flugblätter die SPD vor 11 Jahren verteilte. Damals ging es noch um Zahnersatz, Arbeitsplätze, Ausbildungsplätze für Jugendliche etc. Und was kam dann am Ene?

     

    CLement, Die Gerd-Schow, Hartz-IV, anti-liberale Terrorgesetze und jede Menge Dinge, die eigentlich besser zu anderen Parteien passen.

    Übrigens sind die Zahlen seit mehr als 30 oder 40 Jahren so und bislang hat die SPD nichts unternommen, aber wo stehen die gerade? Bei 25 oder 27 Prozent?

  • A
    Aber...

    @beinta: Das mit dem Gift und Galle war jetzt ein Missverständnis ...

     

    worauf ich hinauswollte: Männerkörper sind im Durchschnitt etwas größer und schwerer als Frauenkörper. Größere Körper brauchen mehr Energie (um das Leben/die Arbeitskraft zu erhalten).

     

    Ein Gesetz, das die identische Bezahlung von Männern und Frauen festlegte, würde logisch also einen geringeren Verdienst für Männer im Vergleich zu Frauen zur Folge haben.

     

    Wie löst man denn nun dieses Dilemma?

  • TK
    Tony König

    "Nun, die momentane (Wieder-)Entdeckung von sozialen Ungerechtigkeiten und diesbezüglicher Aktionen seitens der Führungs- und Bundestagsriege der SPD, - sollte man keineswegs ernst nehmen; denn dieses steht im grassen Widerspruch zu ihr selbst und ihren bis dato praktizierten asozialen Verwerfungen unter der AGENDA 2010 , speziell dem ungebremsten rechtskonservativen, den Menschen und deren Arbeits- und Lebensleistung mißachtenden Kurs per sog. HARTZ-Gesetze; - hingewiesen sei nur auf den Sanktionsparagraphen 31 des SGB II und bsp. auf die sog. 1 -? € -Jobs in Wiesbaden bei einer 38 Stundenwoche und einem grundsätzlichen Rentenanspruch der 1 €-JoberInnen von 2,19 € pro Jahr – im Vergleich zu einem durchschnittlichen Rentenanspruch von ca. 26,-- € pro Jahr - und als Folge dieser Praxis, die faktische Umgehung von ordentlichen Sozialversicherungsbeiträgen, wie entsprechenden Beiträgen zur Rentenversicherung und Schwächung derselbigen und zusätzlich der Binnenkonjunktur durch Kaufkraftverlust; sowie die damit betriebene Unterwanderung von Tariflöhnen/des Tarifrechts und einer massiven Schwächung von Gewerkschaftsinteressen - via Sozialgesetzgebung unter a k t i v e r Mithilfe und Zustimmung der SPD im Bundestag ; somit ist das Gerede von „sozialer Gerechtigkeit“ seitens der SPD-Spitze letztlich unglaubwürdiges Gesülze; was ihr Handeln in nunmehr 10 Jahren Regierungsverantwortung und ihre wesentliche Beteiligung zur Deregulierung der Finanzmärkte, ihre aktuellen Anstrengungen/Bestrebungen die Belastungen/Kosten aus der damit in Zusammenhang stehenden Finanzkrise und infolge denen der Wirtschaftskrise auf die Allgemeinheit umzuverteilen; und auch durch ihre mitgetragene, permanent betriebene Umverteilung von Vermögen von unten nach oben - nachhaltig und eindrucksvoll untermauert und als reinen Wahlkampfpopulismus enttarnt und/oder erscheinen läßt!“

    *

    Tony König

    *

    - aktiv in der sozialen Bewegung -

  • TK
    Tony König

    "Nun, die momentane (Wieder-)Entdeckung von sozialen Ungerechtigkeiten und diesbezüglicher Aktionen seitens der Führungs- und Bundestagsriege der SPD, - sollte man keineswegs ernst nehmen; denn dieses steht im grassen Widerspruch zu ihr selbst und ihren bis dato praktizierten asozialen Verwerfungen unter der AGENDA 2010 , speziell dem ungebremsten rechtskonservativen, den Menschen und deren Arbeits- und Lebensleistung mißachtenden Kurs per sog. HARTZ-Gesetze; - hingewiesen sei nur auf den Sanktionsparagraphen 31 des SGB II und bsp. auf die sog. 1 -? € -Jobs in Wiesbaden bei einer 38 Stundenwoche und einem grundsätzlichen Rentenanspruch der 1 €-JoberInnen von 2,19 € pro Jahr – im Vergleich zu einem durchschnittlichen Rentenanspruch von ca. 26,-- € pro Jahr - und als Folge dieser Praxis, die faktische Umgehung von ordentlichen Sozialversicherungsbeiträgen, wie entsprechenden Beiträgen zur Rentenversicherung und Schwächung derselbigen und zusätzlich der Binnenkonjunktur durch Kaufkraftverlust; sowie die damit betriebene Unterwanderung von Tariflöhnen/des Tarifrechts und einer massiven Schwächung von Gewerkschaftsinteressen - via Sozialgesetzgebung unter a k t i v e r Mithilfe und Zustimmung der SPD im Bundestag ; somit ist das Gerede von „sozialer Gerechtigkeit“ seitens der SPD-Spitze letztlich unglaubwürdiges Gesülze; was ihr Handeln in nunmehr 10 Jahren Regierungsverantwortung und ihre wesentliche Beteiligung zur Deregulierung der Finanzmärkte, ihre aktuellen Anstrengungen/Bestrebungen die Belastungen/Kosten aus der damit in Zusammenhang stehenden Finanzkrise und infolge denen der Wirtschaftskrise auf die Allgemeinheit umzuverteilen; und auch durch ihre mitgetragene, permanent betriebene Umverteilung von Vermögen von unten nach oben - nachhaltig und eindrucksvoll untermauert und als reinen Wahlpopulismus enttarnt und/oder erscheinen läßt!“

    *

    Tony König

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    - aktiv in der sozialen Bewegung -

  • D
    Dirk

    Und was ist mit den Männern, die im Niedriglohnbereich arbeiten? Es sollte vor allen Dingen darum gehen, einen Lohn zu bezahlen, von dem Mann und Frau leben kann!

  • DP
    Daniel Preissler

    "Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation, gleichem Alter und gleichem Beruf zwölf Prozent weniger als Männer."

     

    LehrerInnen mit geringerer Anzahl an Berufsjahren verdienen bei gleicher Qualifikation, gleichem Alter und (natürlich) gleichem Beruf auch weniger als andere LehrerInnen.

     

    Gute Schlussfolgerungen in einem sehr platten, verdummenden Artikel (machen die Grünen übrigens auch so: 23% ohne Hintergründe plakatieren - wiederlich!).

     

    Guckt doch mal nach, wieviel weniger in Deutschland ansässige TürkINNen als Deutsche verdienen.

     

    Und morgen werfen wir Lafontaine wieder Populismus vor - naja, jeder verdreht sich seine Welt so gut er kann.

  • B
    Beinta

    Lieber Marc,

    wieso soll Gleichbehandlung der Geschlechter Männerhass sein?

    Zwar finde ich die späte Maßnahme von Herrn Scholz etwas verlogen, aber besser spät als nie.

     

    Und: wer nicht manchmal Gift und Galle spuckt, wird seine Rechte nie erhalten. Davon abgesehen, wird man für Arbeitsleistung bezahlt, nicht für den Erhalt selbiger.

  • W
    Wieland

    Wer legt denn eigentlich fest wann eine Qualifikation oder eine Arbeitsleistung gleich ist ? Macht das dann auch dieses Programm für 170 Euro ?

  • C
    Christian

    Dafür ist aber der Shoppingumsatz geringer. Wenn es nach der Konsumbereitschaft geht, müssten Frauen das Doppelte verdienen, landet ja eh wieder im Wirtschaftskreislauf. Ein letzter Akt von Herrn Scholz, bevor er seinen Posten für mich räumt. Mein Tagebuch zur Machtübernahme: http://arbeitsminister.blogspot.com

  • A
    aber....

    "Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation, gleichem Alter und gleichem Beruf zwölf Prozent weniger als Männer."

     

    Der Grundsatz "Gleiches Geld für gleiche Arbeit" ist richtig, aber -bitte nicht Gift und Galle spucken:

     

    Ich (M) esse aber auch ungefähr zwölf Prozent mehr als meine Frau und deshalb habe ich höhere Kosten, meine Arbeitskraft zu erhalten.

     

    Also, _eigentlich_ verdiene ich beim selben Einkommen weniger.

  • V
    vic

    Gabriel entdeckte vor Wochen seine Berufung.

    Und jetzt auch noch Scholz.

    Bisschen spät, denke ich.

  • MC
    Marc Carlson

    Die Frau, die zu ihrem chef geht und eine Lohnstatistik aller Mitarbeiter verlangt - am besten noch mit dem Hinweis, das das "nur" 170 € koste - will ich mal sehen.

     

    Der "Vorschlag" geht also voll an der Zielgruppe vorbei.

     

    Dafür werde ich die Sozis nicht mehr wählen, ich bin nämlich ein Mann und jetzt reicht es mir einfach mit dieser Anbiederung an die Wählerinnen und dem impliziten Männerhass.

     

    Gut gemacht, liebes Wahlkampfteam von der SPD! (Die haben doch eins, oder?)