Kommentar Lebensmittelampel: Sinnvolle Farbspiele
Die Lebensmittelkennzeichnung per Ampelsystem wird von den Industrieverbänden boykottiert - zu Unrecht.
E ndlich kennzeichnet der erste deutsche Lebensmittelhersteller auf den Verpackungen mit Ampelfarben etwa den Fett- und Zucker-Gehalt. Jetzt muss sich der Verbraucher nicht erst durch Zahlenkolonnen wühlen, um zu erkennen, ob ein Produkt viel oder wenig der wichtigsten Nährstoffe enthält. Und sofort wiederholen die Industrieverbände ihre Einwände gegen die Ampel. Doch die Argumente laufen ins Leere.
Zum Beispiel der Einwand, die Grenzwerte für die einzelnen Ampelfarben seien willkürlich festgelegt: Das Vorbild Großbritannien widerlegt diese Behauptung. Dort benutzen mehrere Hersteller schon seit Jahren die Ampel auf freiwilliger Basis. Die britische Lebensmittelbehörde FSA hat in einer Richtlinie definiert, ab welcher Menge beispielsweise der Fettgehalt grün, gelb oder rot markiert wird. Grundlage dafür sind wissenschaftliche Empfehlungen dazu, wie viel eines Nährstoffes wir zu uns nehmen sollten.
Butter und Halbfettmargarine bekämen beide denselben roten Punkt für viel Fett, argumentiert die Industrie. Dabei betrage der Fettgehalt bei Butter etwa 90 Prozent und bei Diätmargarine um die 50 Prozent. Stimmt, aber auch das ist immer noch sehr viel. Es ist gut, wenn die Verbraucher dies auf einen Blick erkennen können.
Schließlich wenden die meisten Hersteller ein, der Nutzen der Ampel sei nicht belegt. Die Verbraucher im Ampelland Großbritannien hätten wegen der Kennzeichnung keinesfalls andere Produkte gekauft. Daran stimmt, dass es noch keine Untersuchung gibt, die den Einfluss auf das Kaufverhalten untersucht hat. Aber laut der Verbraucherorganisation Foodwatch üben britische Supermarktketten auf ihre Hersteller Druck aus, ihre Rezepturen so zu ändern, dass sie rote Punkte vermeiden. Das Angebot wird also gesünder. Schon deshalb würde es sich lohnen, der Ampel auch in Deutschland grünes Licht zu geben.
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