Kommentar: Landtagswahl 2005 : Die alte CDU im Westen
„Opposition ist Mist.“ Das Zitat des SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering trifft auch auf die CDU-NRW zu. Nach fast 40 Jahren Opposition sehen die Christdemokraten im kommenden Jahr gute Chancen, an die Macht zu kommen. Da will jeder dabei sein. Altgediente Parlamentarier – die sich sonst in der WDR-Satire „Haus der Hohen Tiere“ gähnend im Plenum recken – fühlen sich plötzlich frisch für kommende Regierungsaufgaben. Langjährige Kommunalpolitiker wie der Bochumer Mitschke wollen ihr siebtes Lebensjahrzehnt mit landespolitischen Aufgaben aufwerten. Junge Leute aus JU und CDA kommen da leicht unter die Räder. Der Hype um die begehrten Landtagsplätze könnte zum Problem für die Landes-CDU werden – wenn die Jungen weggebissen werden von den Alten.
„Die neue CDU im Westen“ hat der Landesvorsitzende Jürgen Rüttgers bei seinem Amtsantritt versprochen. Bei jeder Gelegenheit spricht der Konservative von Erneuerung und Aufbruch. Personell und inhaltlich will der Oppositionschef Nordrhein-Westfalen neu aufstellen. Doch schon die jüngst bekannt gewordene Kabinettsliste des Ministerpräsidenten-Kandidaten – Rüttgers‘ „schwarzes Schattenkabinett“ – war kein Zeichen für den Neuanfang im Land. Wenn die CDU es wirklich ernst meint mit den tiefgreifenden Veränderungen, die an Rhein und Ruhr kommen müssen, dann muss sie auch mit einer verjüngten Truppe zur Landtagswahl antreten. Sonst könnte es am Wahltag im Mai 2005 heißen: Die alte CDU im Westen ist immer noch da.
MARTIN TEIGELER